Wermelskirchen Falschparker bekommen humorvollen "Denkzettel"

Wermelskirchen · Es ist ein unscheinbares Zeichen, meist weiß auf blauem Hintergrund, das den Behindertenparkplatz markiert: Ein Rollstuhlfahrer ist da neben dem großen P zu sehen. Eigentlich klar, dass hier nur Autofahrer parken dürfen, die eine schwere Gehbehinderung haben. In der Straßenverkehrsordnung ist das geregelt. Eine Zuwiderhandlung kostet 35 Euro Strafe, das Auto kann abgeschleppt werden. Trotzdem stehen immer wieder Autos auf Behindertenparkplätzen, die dort nicht hingehören.

 So sieht der "Denkzettel" aus, der künftig bei Autofahrern in Leichlingen hinter der Windschutzscheibe hängt, wenn sie unerlaubt einen Behinderparkplatz nutzen.

So sieht der "Denkzettel" aus, der künftig bei Autofahrern in Leichlingen hinter der Windschutzscheibe hängt, wenn sie unerlaubt einen Behinderparkplatz nutzen.

Foto: RBK

Mit der humorvollen "Denkzettel-Aktion" wollen nun die Geschäftsstelle Inklusion im Rheinisch-Bergischen Kreis, die Kommunen Burscheid, Kürten, Leichlingen, Odenthal, Overath und Wermelskirchen sowie die Ortsgruppen des Paritätischen Wohlfahrtsverbands und der Verkehrswacht das Bewusstsein der Bürger schärfen: "Wir wollen den erhobenen Zeigefinger und das Knöllchen erst einmal in der Tasche lassen, auch wenn es sich um eine Verkehrswidrigkeit handelt", bestätigt Birgit Bär, Sprecherin des Kreises. Stattdessen sollen Politessen Falschparkern einen Flyer an die Windschutzscheibe klemmen und die Bürger damit zum Nachdenken anregen. "Es wäre schön, wenn Falschparker so realisierten, dass sie nicht nur gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen, sondern einen Mitmenschen mitunter massiv beeinträchtigt haben." Denn den Ausweis für den Behindertenparkplatz bekommt nur, wer eine ausgeprägte Gehbehinderung hat.

Gestaltet wurde der Flyer von einem selbst betroffenen Cartoon-Künstler: Philipp Hubbe aus Magdeburg ist seit fast 30 Jahren an Multipler Sklerose erkrankt und zeichnet seit vielen Jahren Karikaturen. Seine Themen sind die Tagespolitik, aber auch Behinderung - oft geht er hier mit schwarzhumoristischem Pinselstrich vor, den sich nichtbehinderte Menschen in dieser Deutlichkeit nicht anzuschlagen trauen würden. Erst kürzlich hatte er eine Cartoon-Sammlung zum Thema Behinderung im Kreishaus Bergisch Gladbach ausgestellt.

"Meist handelt es sich um Gedankenlosigkeit, wenn jemand unbefugt auf einem Behindertenparkplatz steht", sagt Jürgen Graef, Erster Beigeordneter der Stadtverwaltung Wermelskirchen, und ebenfalls in der Inklusionsrunde des Kreises tätig. Das sei zumindest die Erfahrung, die die Politessen in der Stadt machen würden, wenn sie einen Parksünder auf frischer Tat ertappten: "Ein Vorsatz ist da meist nicht zu erkennen." Auf den fünf Behindertenparkplätzen im Stadtgebiet würden dennoch immer wieder Autos ohne Parkausweis parken. Auch Graef hofft, dass sich durch die "Denkzettel-Aktion" etwas in den Köpfen bewegt.

Zwar haben bislang weder der Kreis noch das Ordnungsamt Wermelskirchen Rückmeldungen von Falschparkern bekommen. Dass das Thema jedoch berührt, zeige ein Blick ins Soziale Netwerk, sagt Birgit Bär: "Der Denkzettel-Beitrag auf Facebook hat deutlich mehr gefällt-mir-Klicks und Kommentare als die anderen. Und der Tenor ist eindeutig positiv."

(RP)
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