Wermelskirchen Hilfe aus Leichlingen für das Bürgerbüro

Wermelskirchen · Wegen der akuten Personalnot wird eine städtische Mitarbeiterin aus Leichlingen übergangsweise im Bürgerbüro aushelfen. Die Öffnungszeiten sollen später, nach der Auswertung der Bürgerumfrage, noch einmal diskutiert werden.

Wermelskirchen: Hilfe aus Leichlingen für das Bürgerbüro
Foto: Dörner, Hans (hdo)

Gestern Mittag, kurz nach 12 Uhr: Ein Mann aus Wermelskirchen möchte im Bürgerbüro einen neuen Personalausweis beantragen. Es gelingt ihm nicht, denn er ist einige Minuten zu spät. Die Türen des Bürgerbüros wurden um 12 Uhr abgeschlossen. Grund ist ein eklatanter Personalengpass wegen mehrerer Krankheitsfälle - die Stadtverwaltung hat daher den Montagabend (18 bis 20 Uhr) als Öffnungstag bis auf Weiteres gestrichen, samstags ist das Bürgerbüro bereits seit längerer Zeit geschlossen. Dezernent Jürgen Graef bedauert diesen Zustand sehr. "Die Situation ist absolut nicht zufriedenstellend. Wir sind Dienstleister und möchten den Bürgern einen guten Service bieten. Zurzeit sind längere Öffnungszeiten aber schlichtweg nicht möglich", sagt er auf BM-Anfrage.

Um die Situation etwas zu entzerren, hat die Stadtverwaltung in den benachbarten Kommunen angefragt, ob diese mit Personal aushelfen können - mit Erfolg: Kurzfristig wird eine Mitarbeiterin der Stadt Leichlingen im Wermelskirchener Bürgerbüro aushelfen, bestätigt Hauptamtsleiter Jürgen Scholz. Geplant ist, dass sie an einem Vormittag in der Woche in Wermelskirchen arbeitet. Diese Übergangslösung ist zunächst auf drei Wochen angelegt. Dann werde man sehen, wie sich die personelle Situation bis dahin entwickelt habe. Die Mitarbeiterin soll so schnell wie möglich in Wermelskirchen eingesetzt werden. Sie kennt sich mit den Abläufen aus und muss nicht lange eingearbeitet werden.

Für Leichlingens Bürgermeister Frank Steffes ist die Hilfsaktion eine Selbstverständlichkeit. "Wir haben auch erst vor einiger Zeit aus Solingen Hilfe angenommen und unterstützen einander in den Kommunen insbesondere im Rheinisch-Bergischen Kreis schon seit langer Zeit", erklärte Steffes gestern auf Anfrage. Lange Einarbeitungszeiten seien im Bürgerbüro in der Regel auch nicht notwendig, denn: "Bei den Kraftfahrzeug-Angelegenheiten benutzen wir im Kreisgebiet alle die gleiche Software." Und auch bei den Passangelegenheiten werde ein Kommunen-übergreifendes Computerprogramm verwendet.

 Wermelskirchener, die wochentags nach 12 Uhr das Bürgerbüro aufsuchen, stehen vor verschlossenen Türen. Der auf dem Hinweisschild angegebene Montagabend (18 bis 20 Uhr) wurde bis auf Weiteres gestrichen.

Wermelskirchener, die wochentags nach 12 Uhr das Bürgerbüro aufsuchen, stehen vor verschlossenen Türen. Der auf dem Hinweisschild angegebene Montagabend (18 bis 20 Uhr) wurde bis auf Weiteres gestrichen.

Foto: Nico Hertgen

Graef hofft, dadurch die Situation für die Wermelskirchener zu verbessern. Durch die verkürzten Öffnungszeiten und das fehlende Fachpersonal (zurzeit muss zum Beispiel eine Politesse am Schnellschalter aushelfen) kann es zu längeren Wartezeiten kommen.

Sollte sich die personelle Situation wieder etwas entspannen, werden laut Graef auch die Öffnungszeiten erneut diskutiert. Er schlägt aber vor, zunächst die von der Verwaltung im April initiierte Bürgerumfrage zu den Öffnungszeiten auszuwerten. Damit sei derzeit das Haupt- und Personalamt beschäftigt. "Es ist wichtig, die Meinungen der Wermelskirchener abzufragen und als Maßstab zu nehmen", sagt Graef. Die Wünsche der Bürger würden einbezogen, "wir schauen, was dann mit dem zur Verfügung stehenden Personal umsetzbar ist", fügt er hinzu. So könne es zum Beispiel sein, dass die Nachfrage nach dem Samstag als Öffnungstag enorm sei. Oder dass es womöglich sinnvoller wäre, an einem Tag in der Woche das Bürgerbüro erst nachmittags bis in den Abend hinein zu öffnen und dafür vormittags zu schließen. Laut Graef sind viele Varianten denkbar. Zunächst müsse sich aber die personelle Situation wieder verbessern.

Was Graef nicht verstehen kann, sind Aussagen von Bürgern (meist in Internetforen), dass die Mitarbeiter des Bürgerbüros mit Blick auf die gekürzten Öffnungszeiten zu wenig arbeiten. "Öffnungszeiten darf man nicht gleichsetzen mit Arbeitszeiten", betont der Dezernent. Zur Aufarbeitung der Bürgeranliegen bräuchten die Mitarbeiter Zeit, viele Dinge müssten erledigt werden, wenn kein Publikumsverkehr herrsche. Graef nennt ein Beispiel: Das Beantragen eines Personalausweises dauere in der Regel im Bürgerbüro nur zehn Minuten. "Was die Menschen aber nicht mitbekommen: Es dauert im Nachhinein noch einmal teilweise 20 Minuten, bis der Vorgang vollständig abgeschlossen ist. Diese Arbeit wird aber außerhalb der Öffnungszeiten erledigt."

(RP)
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