Wermelskirchen Käufer der Schule fühlt sich getäuscht

Wermelskirchen · Die ehemalige Schule Neuenhaus verfällt. Der neue Eigentümer Udo Clever möchte das marode Gebäude abreißen, doch der Denkmalschutz verhindert dies. Die Behörde ist der Ansicht, dass die Fassade wohl erhaltenswert sei.

 Ein Bild des Schreckens: Im Inneren ist der Zerfall schon weit fortgeschritten. Überall hat sich der Schimmel ausgebreitet, so dass das Haus nur mit Schutzkleidung zu betreten ist.

Ein Bild des Schreckens: Im Inneren ist der Zerfall schon weit fortgeschritten. Überall hat sich der Schimmel ausgebreitet, so dass das Haus nur mit Schutzkleidung zu betreten ist.

Foto: Udo Teifel

Es war einst eine schöne, große Schule, die diesen Ortsteil prägte. Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Die ehemalige Schule Neuenhaus verbindet die Nachbarschaft nur noch als ehemalige Flüchtlingsunterkunft, wo sehr häufig die Polizei zu Gast war. Längst ist das Gebäude aber eine Bruchbude - sie gammelt vor sich hin. Das Betreten ist nicht nur verboten, sondern auch lebensgefährlich: Decken stürzen beim Betreten ein, Schimmel und Schwamm bedecken Wände und Decken.

Dieses Gebäude hat Nachbar Udo Clever 2015 gekauft. Eigentlich, erzählt er, wollte er nur ein Stück des hinteren Grundstücks, an das sein Grundstück grenzt. "Die Stadt wollte es nicht teilen und schlug mir vor, doch das gesamte Grundstück mit der verkommenen Immobilie zu kaufen." Er erinnert sich an die damaligen Flüchtlinge - "die sind mit den heutigen nicht vergleichbar. Es waren Roma. Da war immer Remmidemmi. Tiere wurden im Garten geschächtet. Die Polizei wurde oft gerufen."

 Die ehemalige Schule Neuenhaus steht unter Denkmalschutz.

Die ehemalige Schule Neuenhaus steht unter Denkmalschutz.

Foto: Teifel Udo

Bevor so etwas wieder passiert, griff er zu. Auch weil die Stadtverwaltung ihm in den Gesprächen deutlich macht: Wir unterstützen sie beim Abriss des Gebäudes. Denn das war nicht so einfach: Die Schule steht unter Denkmalschutz. Der Kaufpreis - die Summe möchte Clever nicht nennen - wurde um den möglichen sechsstelligen Betrag der Abrisskosten reduziert. Doch mit der Entwidmung wird es nichts. Die Untere Denkmalbehörde in der Stadtverwaltung stellt sich quer.

Längst hat Clever einen Sachverständigen beauftragt. Der Gutachter schätzt eine Sanierung auf 1,9 Millionen Euro - und kommt zu dem Schluss, dass sich das Projekt wirtschaftlich nicht rentiert. "Das wird ein Millionengrab. Dieses Gebäude verschlingt Geld ohne Ende", lautet die Einschätzung des Eigentümers.

Das scheinen die Denkmalschützer bislang wohl anders zu sehen, so der Eindruck, den Udo Clever und Norbert Galonska, der seit vielen Jahren Clever in seinem Wahlbezirk begleitet, nach einem Termin mit zwei Vertretern der Denkmalbehörde - Dr. Gundula Lang, Konservatorin des Amtes für Denkmalpflege im Rheinland, und Michaela Böllstorf, Untere Denkmalbehörde der Stadt - gewonnen haben. Sie berichten, dass die Fassade wohl erhaltenswert sei, das "Innenleben" komplett entkernt werden könnte. Clever hat kein Interesse an einer Sanierung. Er habe das Grundstück nur gekauft, um es vor fremden Einflüssen fernzuhalten. "Heute ist mir klar: Ich war zu blauäugig." Die Stadt wusste seit 2001, dass das Gebäude mit Schwamm befallen war, hat aber nichts getan, hat den Komplex vergammeln lassen. "Mein Gutachter sagt: Da ist nichts mehr zu retten. Der technische Aufwand sei zu hoch. Das rechne sich nicht."

Eine Option, die derzeit diskutiert werde, sei, dass die Stadt das Grundstück zurücknehme. "Ich fühle mich jedenfalls getäuscht. Ich werde nichts an dem Gebäude machen, außer es vor Fremden zu sichern." Und lässt nach dem Behördentermin die Türen verschließen, damit nicht Unbefugte eindringen können.

Weder die beiden Denkmalschützerinnen noch die Stadtverwaltung wollen sich zum Zustand der Immobilie äußern. Als Reaktion auf eine Anfrage unserer Redaktion heißt es, dass über Inhalte laufender Verfahren keine Auskünfte erteilt werden. "Über den nicht abschließend besprochenen Status zu sprechen, kann zudem weder im Interesse des Eigentümers, noch im Interesse des Denkmalschutzes sein", teilte die Pressestelle der Stadt mit.

Ebenfalls keine Auskunft gibt es darüber, warum die Stadt seit 2001 nichts an dem Gebäude getan habe und es stattdessen verfallen ließ. Damals war bekannt geworden, dass Schwamm das Gebäude befallen hatte.

(RP)
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