Wermelskirchen Keine Aula - Ballettschule ist heimatlos

Wermelskirchen · Vor fast zehn Jahren hat Nicole Helder ihre Ballettschule "Momo" in Wermelskirchen gegründet. Ihre Aufführungen in der Realschulaula begeisterten nicht nur Eltern und Verwandte. Jetzt gibt es keinen Veranstaltungsort mehr im Ort.

 "Peter Pan" als getanztes Märchen - damit erfreuten die Schüler der Ballettschule "Momo" ihr Publikum im März bei vier Aufführungen notgedrungen im Hückeswagener Forum.

"Peter Pan" als getanztes Märchen - damit erfreuten die Schüler der Ballettschule "Momo" ihr Publikum im März bei vier Aufführungen notgedrungen im Hückeswagener Forum.

Foto: Hertgen

Die Schließung der Realschulaula hat nicht nur bittere Konsequenzen für den Kulturverein. Die seit fast zehn Jahren in Wermelskirchen erfolgreich wirkende Ballettschule "Momo" leidet genauso darunter. Inzwischen musste Nicole Helder mit ihren beliebten jährlichen Aufführungen ins Hückeswagener Forum ausweichen. Doch darin sieht die kleine Schule nicht ihre Zukunft. Helders Lebensgefährte Manfred Kaderk, der seit 40 Jahren in der Theaterbranche arbeitet, sagt: "Jede Stadt sollte überlegen, was ihr Kultur wer ist." Sein Appell: Im Zuge des Schulneubaus sollte auch eine Aula errichtet werden.

Vor etwa zehn Jahren übernahm Helder das "Dance-Studio" mit damals 110 Schülern. Sie hatte ein Engagement in Köln, kam regelmäßig zum Unterrichten. Als ihr die damalige Leiterin ein Angebot machte, griff sie zu. "Es war ein persönlicher Grund: Mein Familienleben sollte in geregelte Bahnen verlaufen."

"Momo" ist inzwischen eine Ballettschule mit klassischer Ausbildung und geprüften Pädagogen der Tanzhochschulen als Trainerinnen. "Ich bin damals zum Ballett gekommen, weil ich ein Hohlkreuz hatte" erzählt Helder. Denn in den Niederlanden, wo sie schon mit vier Jahren begann, achteten die Ausbilder sehr auf die Haltung. Deshalb sei für sie Ballett mehr als Tanzen - "es ist Körperausdruck und -schulung".

Ziel der Ballettschule ist es, jedes Jahr ein Märchen aufzuführen. In der Realschulaula sei das kein Problem gewesen, sagt Kaderk. Helders Lebensgefährte ist nicht nur freiberuflich als Opernregisseur tätig, sondern auch als Bühnenbildner. "Die Realschule war für uns logistisch optimal", sagt er. Doch die Schließung ist für "Momo" eine Katastrophe: Es gibt in Wermelskirchen keinen Veranstaltungsort für eine Märchenaufführung einer Ballettschule. "Wir haben uns in Hünger das Gemeindehaus angeschaut, ebenso das Pfarrzentrum. Auch das Pädagogische Zentrum des Gymnasiums. Doch alle Orte sind fürs Theater ungeeignet - es gibt keine technische Ausstattung wie Hauptvorhang oder Bühnenportale. Mit 100 Plätzen sind die Orte auch zu klein. Auch das Bürgerzentrum ist nicht geeignet - für einen Elferrat oder einen Chor reicht das Podest. Wir aber führen Märchen auf. Wir brauchen für die Mitwirkenden Platz", erklärt Kaderk.

So sei man "mit Wehmut" nach Hückeswagen ausgewichen - und der Angst und dem Risiko, dass das Publikum nicht folge. "Das ist zum Glück nicht eingetreten. Viermal 300 Besucher, da habe sich der Aufwand gelohnt. "Aber die Eltern haben schon gestöhnt, dass sie nach Hückeswagen fahren mussten", erzählt Kaderk. Auch für die Schule sei es ein großer Aufwand gewesen: "Wir machen das Bühnenbild selbst, ebenso die Kostüme und lassen, damit das Märchen richtig wirkt, einen Beleuchtungsmeister kommen. Bei zwölf Euro Eintritt ist die Produktion plus minus null. Da können wir keine Bühne wie für Classic meets Pop aufbauen." Die Katt sei sicher ein interessanter Ort, sagt Kaderk, nach weiteren Auftrittsmöglichkeiten suchend. "Aber da müsste viel in die Technik für Aufführungen in der Bogenbinderhalle investiert werden", meint er. Wenn sich in Wermelskirchen nichts tue, müsse man auch künftig, der "Not gehorchend", für Aufführungen in die Nachbarstädte ausweichen. Was Nicole Helder und Manfred Kaderk als sehr schade empfinden: "Wir fühlen uns hier wohl und wollen auch den Wermelskirchenern zeigen, was unsere Schüler können."

(RP)
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