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Wermelskirchen Sport-Urgestein feiert 80. Geburtstag

Wermelskirchen · Das "Geburtstagskind" gilt als "personifizierter Stadtsportverband", sein ehrenamtliches Engagement hat eine Vorbildfunktion. Als Funktionär hat sich Jürgen Weiher stets mit dem Rathaus auseinandergesetzt, aber stets Distanz zur Politik gewahrt.

 Ehrenamtliches Engagement muss unterstützt werden, sagt Jürgen Weiher. Der ehemalige Vorsitzende des Stadtsportbundes wird heute 80 Jahre alt. Gefeiert wird am Wochenende. Peter Meuter

Ehrenamtliches Engagement muss unterstützt werden, sagt Jürgen Weiher. Der ehemalige Vorsitzende des Stadtsportbundes wird heute 80 Jahre alt. Gefeiert wird am Wochenende. Peter Meuter

Foto: Meuter Peter

Als Jürgen Weiher vor knapp zwei Jahren den Vorsitz des Stadtsportverbandes aus Altersgründen nach 42 Jahren niederlegte und den Staffelstab an Klaus Junge weiter gab, bezeichnete ihn Bürgermeister Rainer Bleek als "Institution", als den "personifizierten Stadtsportverband".

Bis heute ist für Jürgen Weiher ehrenamtliches Engagement selbstverständlich, den Vorsitz der Pommerschen Landsmannschaft in Wermelskirchen hat er nach wie vor inne. Heute wird der Bundesverdienstkreuzträger und Inhaber verschiedener Ehrenmitgliedschaften 80 Jahre alt - gefeiert wird dieser Ehrentag am kommenden Samstag im Kreis der Familie.

Besonders sein Einsatz als Funktionär im Sport führte dazu, dass sich Weiher zeitlebens mit der Politik auseinandersetzte. Er verlieh der Stadtsportverband im Rathaus eine Stimme, dem Wermelskirchener Sport eine Stimme und Lobby. Sogar einen ständigen Sitz des Stadtsportverbandes im Sportausschuss setzte Jürgen Weiher durch.

Allerdings: Das "Geburtstagskind" bewahrte stets eine gesunde Distanz zur Politik, wie Weiher im Gespräch mit unserer Zeitung mit einem Lachen bestätigt: "Gerüchte sagten mir schon einige Parteibücher nach. Ich bin aber nie Mitglied einer Partei gewesen." Vielmehr habe er sich an den Rat seines Großvaters mütterlicherseits und eines großväterlichen Freundes aus Bonn gehalten. Die beiden Senioren hätten ihm als jungen Mann auf den Weg gegeben: "Die Politik taugt nichts." Nichtsdestotrotz fuhr Jürgen Weiher auch bei Meinungsverschiedenheiten nie einen allzu aggressiven Kurs gegen politische Entscheider. "Ich bin immer gut mit allen ausgekommen. Den Respekt muss man sich verdienen."

Seine Devise verfolgt Jürgen Weiher bis heute: "Ich bin immer dahin gekommen, wo ich hin wollte, aber nie mit dem Kopf durch die Wand." In seinen Augen steht fest: "Es gibt keinen geraden Weg zum Ziel, da sind Kurven, bei denen man den Endpunkt aber nie aus den Augen verlieren darf."

Traumatisierende Ereignisse verschlugen Jürgen Weiher nach Wermelskirchen. Krankheitsbedingt verstarb sein Vater, als er ein achtjähriger Junge war. Danach folgte die Vertreibung aus Pommern - die Flucht führte Weiher, seine Mutter und seinen Bruder ins Bergische. Seine berufliche Laufbahn absolvierte Weiher als Betriebsleiter im Maschinenbau für die Leiterplattenindustrie. Seine beiden Söhne sind mit Firmen in Wermelskirchen und Remscheid selbstständig.

"Durch meine Arbeit bin ich viel herumgekommen. Heute stehe ich meinen Söhnen mit Rat und Tat und meiner Erfahrung zur Seite. Das tue ich als Vater gerne", erzählt Jürgen Weiher, der sich nicht als "Ruheständler" sehen kann: "Von fünf Werktagen bin ich immer noch drei oder vier Tage in meinem Büro." Er könne sich zwar gut mal ein Handball- oder Fußballspiel im Fernsehen anschauen (die aktuelle Handball-Weltmeisterschaft verfolgt der 80-Jährige im TV aufmerksam), aber nicht dauernd im Sessel sitzen. Leider müsse er das jedoch in jüngster Zeit immer häufiger, denn Jürgen Weiher ist seit vier Jahren auf Krücken unterwegs: Eine Knieoperation und anschließende Komplikationen machen das zum Ärger von Weiher nötig.

Die Wände in seinem Arbeitszimmer zieren Urkunden, mit denen Jürgen Weiher bereits in den 1960er-Jahren geehrt wurde. Die Begeisterung für den Handball - Jürgen Weiher spielte einst für den heutigen SV 09/35 - ebnete den Weg in die Funktionärspositionen: "Da wächst man hinein." Während Weiher seine Ämter in den Vorständen von Stadtsportverband und Kreissportbund bereits weitergeben konnte, will er den Vorsitz der Pommerschen Landsmannschaft abgeben. Er hofft darauf, einen Nachfolger zu finden und einarbeiten zu können.

Ehrenamtliches Engagement hält Jürgen Weiher für "ungemein wichtig". "Das muss in jeglicher Art unterstützt werden, sonst ist es um unsere Gesellschaft schlecht bestellt." Es sei schwierig, Leute zu finden, die sich wählen ließen. Weiher sieht zwei Stellschrauben, an denen zur Verbesserung der Situation gedreht werden könnte: "Ehrenamtliche Führungskräfte werden häufig ungerechtfertigt angegriffen, da muss ein besseres Entgegenkommen her." Außerdem halte das Finanzamt zu sehr den Daumen auf das Geschehen: "Die Politik muss eine Bezuschussung ermöglichen. Keine hohen Beträge, aber ein Salär als Anerkennung muss möglich sein."

(RP)
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