Wermelskirchen Stressseminar für Nachwuchs-Kicker

Wermelskirchen · Als Trainer der B2-Junioren-Kicker des Dabringhausener Turnvereins (DTV) erlebt es Kevin Becker (26 Jahre) gemeinsam mit seinem Co-Coach Max Hohmeier jede Woche beim Training: "Die Spieler sind gestresst. Stehen unter Zeitdruck. Eigentlich haben sie Lust auf Fußball, sind jedoch mit dem Kopf nicht bei der Sache." Hintergrund sei Leistungs- und Zeitdruck durch die Schule, hinzu komme die Pubertät, in der die 14- bis 16-jährigen Fußballer stecken. Alles in allem ein "Pulverfass", das zu Wutausbrüchen, Frustration oder Heulen auf dem Fußballplatz führen kann. Das brachte Kevin Becker auf die Idee, für seine 18 Spieler ein interaktives Stressseminar anzubieten.

 Wirtschaftspsychologe Jörn Amberger (re.) und Justin Gillmann beim Versuch, den Ball mit dem Kopf 50 Mal hoch zu halten

Wirtschaftspsychologe Jörn Amberger (re.) und Justin Gillmann beim Versuch, den Ball mit dem Kopf 50 Mal hoch zu halten

Foto: Moll

Davon konnte Becker den Wirtschaftspsychologen Jörn Amberger überzeugen. Der 26-Jährige, der einst gemeinsam mit Becker kickte und 2015 verletzungsbedingt aufhörte, ließ sich schnell von diesem Gedanken überzeugen und stellte seine Dienste kostenlos zur Verfügung. Gemeinsam mit den Spielern setzte er sich mit Stressbewältigung, Mobbing und der Auswirkung von Ernährung auf das Stresslevel auseinander.

An einem Beispiel veranschaulichte Jörn Amberger, was zu Stress führt: Einen Fußball mit dem Fuß zehn Mal hochhalten - das ging, diese Aufgabe meisterte Ruben aus den Reihen der Spieler problemlos. Aber den Ball mit Kopf 50 Mal hochhalten, ist eine nahezu unmöglich Aufgabe, die unter Druck setzt. Justin versuchte es trotzdem - allerdings ohne zwingende Vorgabe der Anzahl. Trainer Kevin Becker ist sich sicher, dass die Jugendlichen die Hilfestellung von Amberger brauchen können: "Die gehen zur Schule, sind dann um 16 Uhr zuhause und sollen um 18 Uhr beim Training sein. Das ist schon ein straffes Programm."

Jörn Amberger unterstrich, dass Zeit- und Pausenmanagement helfen kann: "Sport baut Stress ab. Die Jugendlichen müssen lernen, nicht drei Stunden vor dem Fernseher oder Spielekonsole zu sitzen und dann zu behaupten, sie hätten keine Zeit. Sie müssen sich fragen: Was habe ich vor, wie kann ich mich verbessern, wie kann ich Prioritäten setzen?"

(sng)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort