Interview Tina Werzinger "Zucchini Sistaz" liefern "saftigen Swing"

Wermelskirchen · Am Freitag, 13. Januar, tritt das Damen-Trio "Zucchini Sistaz" in der Katt auf. Tina Werzinger, singende Gitarristin und schlagfertige Kommunikationsexpertin der Band, spricht über die Namensgebung, die Musik und den Anspruch des Trios.

 Lustig, wild, inniglich und grün: das Trio "Zucchini Sistaz".

Lustig, wild, inniglich und grün: das Trio "Zucchini Sistaz".

Foto: Peter Wattendorff

Frau Werzinger, entweder bezieht sich Ihr Bandname "Zucchini Sistaz" auf Ihre Trio-Erscheinung im Sinne von Bohnenstange oder Sie sind alle Drei süchtig nach dem grünen Gemüse. Was stimmt?

Werzinger (mit beschwingter Stimme) Es stimmt beides. Wir sind alle Drei grazile Erscheinungen und sind auf diesen Namen rein zufällig nach unseren anfänglichen kräftezehrenden Proben gekommen. Nach so einer Probe brutzelte doch tatsächlich einmal ein Zucchini-Auflauf im Ofen. Und schwuppdiwupp kam es uns: Lass uns doch "Zucchini Sistaz" heißen. Das klingt irgendwie lustig, wild und inniglich und gibt auch die Farbe vor. Zucchini sind grün, sie sind gesund. Grün ist die Hoffnung, grün sieht gut aus, grün ist frisch. Grün steht allen. Das passt alles gut zusammen.

Sie schreiben "Sistaz" im Hiphop-Jargon, á la "in da house". Beziehen Sie sich damit auf Ihre Musik? Machen Sie so etwas wie Hiphop-Swing?

Werzinger Nein, es ist nicht Swing mit Hiphop, es ist Swing mit allem anderen, was gefällt.

Was heißt das?

Werzinger Wir stehen zwar in der Tradition etwa der Andrews Sisters, aber wir machen eben genau nicht ein musikalisches Museum auf. Wir entdecken Neues in den alten Sachen, drehen sie um und erfinden auch neue Songs. Deswegen schreiben wir uns auch etwas moderner.

Wieso ist denn Swing - die Musik der 1920er-Jahre - Ihr Ding? So alt sind Sie doch bei Weitem nicht.

Werzinger Wir haben herausgefunden, dass unsere Opas allesamt in irgendeiner Blaskapelle gespielt haben. Und jede Blaskapelle hatte auch ein paar Swing-Stücke drauf. Und da wir als kleine Mädchen oft beim Auftritt unserer Opas dabei waren, sind wir mit dem Swing auch aufgewachsen. Das hat uns geprägt. Nicht, dass wir die heutige Musik doof finden, die mögen wir auch. Aber die Swing-Ära war eine super interessante und spannende Zeit, in der viel passiert ist. Und ganz wichtig ist für uns, dass die Swingmusik nicht dafür gemacht ist, ein Sitzkonzert zu erleben.

Das heißt, zu Ihrer Musik kann man tanzen?

Werzinger Ja, natürlich. Diese Musik ist hoch kommunikativ, sie berührt Menschen auf einer emotionalen Gute-Laune-Ebene. Und das finden wir toll. Wenn Platz vorhanden ist, darf auch getanzt werden. Es ist in Wermelskirchen ja eh Freitag, der 13. - wer weiß, was alles passiert.

Sie haben keine Bigband im Rücken wie seinerzeit die Andrew Sisters. Wie bringen Sie Ihren Swing unters Volk?

Werzinger Selbst ist die Frau - wir sind eine Mini-Bigband. Wir spielen gleichzeitig unsere Instrumente und singen dazu. Wir sind unsere eigene "Im-Kleid-Begleitband". Das ist etwas Neues. Wir machen eh immer ganz viel gleichzeitig mit vielen Überraschungen: keine festen Moderationen, hier mal einen überraschenden Break und da mal ein dreistimmiger Satzgesang. Und es ist nicht nur Musik zum Hören, sondern es gibt auch viel zum Gucken. Zucchini Sistaz machen Musik zum Anschauen: von unseren Frisuren und den wunderschönen tatsächlichen Kleidern bis zu den Netzstrümpfen und den falschen Wimpern - ein Augen- und Ohrenschmaus. Wir nennen das "saftigen Swing".

Apropos Netzstrümpfe - sind die Zucchini Sistaz mit ihrem saftigen Swing etwa eine Punkband im Charleston Kleid und mit Löchern in den Netzstrümpfen?

Werzinger Wenn schon Punk, dann höchstens Biedermeier-Punk. Aber wenn's richtig heiß hergeht, kann ein Netzstrumpf auch schon mal reißen.

Bringen Sie denn auch "Bei mir bist Du scheen" von den Andrews Sisters?

Werzinger selbstverständlich, aber nicht ohne einen gewissen Zucchini-Faktor.

BERND GEISLER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(bege)
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