Posse um Kunst in Wesel Landrat lässt Bilder nackter Frauen wieder aufhängen

Wesel · Zwei verbannte Aktbilder der Künstlerin Marianne Pütz aus Moers werden wieder aufgehängt. Landrat Ansgar Müller (SPD): "Die Freiheit der Kunst wird im Kreishaus geachtet."

 Das Aktbild "Die drei Grazien" von Marianne Pütz.

Das Aktbild "Die drei Grazien" von Marianne Pütz.

Foto: Pütz

Eine Künstlerin stellt im Kreishaus Wesel ihre Werke aus. Zwei der Bilder waren abgehangen worden, weil sie nackte Frauen zeigen. Nun sind die Bilder zurück im Kreishaus, in dem man sich uneins über die Bilder ist.

Im Weseler Kreishaus dürfen ab sofort wieder Gemälde hängen, die nackte Frauen zeigen. Nach Protesten aus Reihen der Politik hat Landrat Ansgar Müller (SPD) am Mittwoch reagiert. Die Moerser Künstlerin Marianne Pütz, deren Werke im Rahmen einer Sammelausstellung der Moerser Künstlergruppe "Palette" zu sehen waren, darf nun auch ihre Werke "Der Froschkönig" und "Die drei Grazien" wieder zeigen. Beide Bilder zeigen nackte Frauen, die allerdings ihren Schambereich verdeckt halten. Die Botschaft von Müller: Er selbst sei am Prozess unbeteiligt gewesen. Die Kreismitarbeiterinnen, die das Abhängen der Bilder veranlasst haben, hätten nach bestem Wissen und Gewissen agiert. "Sie haben dabei jedoch nicht im Sinne der Verwaltungsführung gehandelt und die Freiheit der Kunst nicht ausreichend geachtet", teilte die Pressestelle des Kreises mit.

Es existiere keine schriftlich fixierte Richtlinie innerhalb der Kreisverwaltung, sondern eine bereits seit mehr als 20 Jahren geübte Praxis, in den öffentlichen Räumen des Kreishauses keine Abbildungen oder ähnliches zu tolerieren, die als sexistisch, gewaltverherrlichend oder auf andere Weise Gefühle verletzend empfunden werden können. Dies werde auch in anderen öffentlichen Liegenschaften so gehalten. Die beiden Bilder von Marianne Pütz, über die unsere unterliegen dieser Richtlinie nicht und werden daher auf Wunsch des Landrates wieder angebracht.

"Ich teile die Ansicht unserer Gleichstellungsbeauftragten in diesem Falle nicht und bedaure, dass die Bilder abgehängt wurden", sagt Landrat Müller. "Mir ist wichtig, dass an dieser Stelle kein falscher Eindruck entsteht, denn ich lege viel Wert auf die Meinung unserer Gleichstellungsstelle und wir arbeiten sehr gut zusammen. Das ändert auch diese Meinungsverschiedenheit nicht, denn Debatten gehören dazu und bringen uns in der Verwaltung und Politik voran."

Landrat spricht mit Künstlerin

Der Landrat nahm mit der Künstlerin Kontakt auf: "Ich habe mich bei der Künstlerin persönlich für den Vorgang entschuldigt. Ich habe ihr mitgeteilt, dass wir die beiden Bilder wieder aufhängen werden." Der Landrat sieht auch etwas Positives: "Vielleicht hat das Ganze am Ende auch etwas Gutes für die ausstellenden Künstlerinnen und Künstler: So viel Aufmerksamkeit hat eine Ausstellung bei uns im Kreishaus selten gehabt. Durch die erhöhte Medienaufmerksamkeit werden nun sicherlich mehr Bürgerinnen und Bürger unser Kreishaus besuchen, um sich die Ausstellung anzuschauen."

Um derartige Missverständnisse zukünftig zu vermeiden, sei eine neue Regel veranlasst worden, teilte der Landrat mit. Die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises werde das direkte Gespräch mit der betroffenen Künstlerin suchen. Es werde eine schriftliche Grundlage erarbeitet, um verbindliche Rahmenbedingungen für die Ausstellung von Objekten, Gemälden und anderen Medien zu schaffen, auf deren Basis Ausstellungen genehmigt werden.

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