Wesel Am PC wird Kaiser Karl zum 3D-Modell

Wesel · Beim Hansefest wird mit Karl dem Großen die erste von sieben Skulpturen enthüllt, die die Historische Rathausfassade zieren. Das Abbild des vor 1200 Jahren gestorbenen Herrscher kommt aus dem 3D-Drucker und wird jetzt gegossen.

 Dagmar Ewert-Kruse und Richard Wolsing (beide Bürgerinitiative Historisches Rathaus) haben viel Zeit und Mühe in das Figurenprojekt gesteckt.

Dagmar Ewert-Kruse und Richard Wolsing (beide Bürgerinitiative Historisches Rathaus) haben viel Zeit und Mühe in das Figurenprojekt gesteckt.

Foto: Malz

Noch sind die sieben Podeste vor den Fenstern im ersten Obergeschoss der Historischen Rathaus-fassade leer. Spätestens aber zum Historischen Hansefest am letzten Oktoberwochenende wird Kaiser Karl der Große, 1200 Jahre nach seinem Tode, von dort oben auf den Großen Markt herabblicken. Ihm folgen im nächsten Jahr Kurfürst Johann-Sigismund von Brandenburg und der Heilige Willibrord. Die für die drei lebensgroßen Skulpturen nötigen 60 000 Euro (inklusive Statikberechnung) hat die Bürgerinitiative Historisches Rathaus bereits zusammen. "Für jede der sieben Figuren gibt es Spender", freut sich Dagmar Ewert-Kruse, die Vorsitzende der Bürgerinitiative Historisches Rathaus.

Anders als die Original-Karl-Figur, die von 1858 bis zum Untergang Wesel im Bombenhangel vom 18. Februar 1945 die flämisch-spätgotische Fassade zierte, wird die Rekonstruktion nicht von einem Bildhauer aus einem Block gehauen, sondern gegossen. "Das muss man sich ein wenig so vorstellen, wie einen Rührkuchenteig, der in die Form eines Osterlamms gegossen und gebacken wird", sagt Ewert-Kruse.

Mit Hilfe modernster Technik wird derzeit das Kaiser-Positiv erstellt, aus dem schon bald die Negativ-Gießform für die 1,80 Meter große Skulptur gefertigt wird. Und so funktioniert's: Die Mülheimer Firma Ego 3D hat mit Hilfe von Aufnahmen, die die bekannte Weseler Fotografin Hilde Löhr in den 1920er Jahren von den Rathaus-Figuren gemacht hat, detailgetreuen Architekturzeichnungen aus dem Jahr 1898 und einem speziellen Computerprogramm am Bildschirm die Kaiser-Figur dreidimensional (3D) auferstehen lassen. Seit einigen Tagen nun ist ein 3D-Drucker pausenlos damit beschäftigt, Karl den Großen in Silikon auszudrucken.

"Ende der Woche soll das Modell fertig sein. Und dann geht's damit zum Steinfurter Steinmetz und Gotik-Experten Thomas Lehmkuhl, der auch Arbeiten für den Kölner, den Paderborner und Münsteraner Dom übernommen hat", sagt Dagmar Ewert-Kruse. Die Golgatha-Szene vor dem Xantener Dom ist übrigens auch von ihm und sicher vielen in der Region ein Begriff. Lehmkuhl hat auch errechnet, dass Kaiser Karl aus Sandstein geschlagen gut 600 Kilo auf die Waage bringen würde - viel zu schwer für die Podeste. Mit 290 Kilo vergleichsweise ein Leichtgewicht ist die gegossene Version, die vor allem aus Sandsteinpulver besteht und der nach dem Trocknen von der Rückseite noch Material entnommen wird.

Bevor also Ende Oktober die erste von insgesamt sieben Figuren (siehe Info) aufgestellt wird, werden die Baldachine montiert. Die sind übrigens aus massivem Sandstein und sind mit rund 14 000 Euro (inklusive Nebenkosten) pro Stück im Gesamtpreis inbegriffen. Es warten nun noch vier Figuren auf ihre Wiederherstellung durch Spenden.

(RP)
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