Wesel Das Paradies für Camper

35 Kilometer Kieswege, 130 Angestellte und mehr als 2,1 Millionen Quadratmeter Fläche: Das Erholungszentrum Grav-Insel in Wesel wartet mit rekordverdächtigen Zahlen auf. Die Betreiber sprechen von Deutschlands größten Familien-Campingplatz.

Das Camper-Paradies von Wesel
5 Bilder

Das Camper-Paradies von Wesel

5 Bilder

Auf den mehr als 2000 Stellplätzen der Anlage am Rhein tummeln sich an gut besuchten Tagen bis zu 9000 Menschen. Es gibt einen Bootshafen, ein eigenes Rettungszentrum mit Kranken- und Notarztwagen, eine Diskothek mit Platz für 2500 Besucher, eigene Elektriker und eine Inselzeitung.

"Ich sage immer, das hier ist wie eine kleine Stadt", betont Tom grinsend. Der 52-Jährige ist seit zwei Jahren Platzwart und die gute Seele des Campingplatzes. Er weist Neuankömmlinge ein, kümmert sich um das Naturschutzgebiet auf der Insel, fungiert als Streitschlichter und Psychologe und wechselt falls erforderlich mitten in der Nacht eine durchgebrannte Sicherung aus.

Fast alle Parzellen sind für Dauercamper reserviert. Viele von ihnen haben seit mehreren Generationen ihren Campingwagen auf der Grav-Insel stehen, oft wohnen die Enkel direkt neben den Großeltern. Sogar Ehen seien schon entstanden, sagt der Geschäftsführer des Erholungszentrums, Frank Seibt. Der 47-Jährige kennt viele seiner Gäste persönlich.

Josef und Bärbel Stawitzki sind seit 32 Jahren Stammgäste. Jedes Jahr verlegen die beiden 71 und 61 Jahre alten Rentner ihren Hauptwohnsitz von März bis November auf den Campingplatz. Nach Hause fahren sie nur alle 14 Tage, um die Post abzuholen. Ihre rund 300 Quadratmeter große Parzelle verfügt über fließendes Wasser, Fernseher, Dusche, Gartenhäuschen und eine gemütliche Essecke. "Langweilig wird uns hier nie", sagt der 71-jährige Gelsenkirchener. Seit einigen Jahren haben auch ihre Kinder ein eigenes Grundstück in Sichtweite.

Camping sei die angesagteste Freizeitform für Familien mit Kindern, sagt der Präsident des Landesfachverbandes Freizeit und Campingunternehmer, Leo Ingenlath. Rund 250 Campingplätze gibt es in Nordrhein-Westfalen - das ist auch für die heimische Wirtschaft von Bedeutung. "Jeder Gast lässt pro Nacht zirka 20 Euro in der Region", sagt Ingenlath. Aber der Fachmann weiß auch: "Zum echten Camper muss man einfach geboren werden. Wer sonst immer Urlaub in einem Sterne-Hotel macht, der bekommt nicht plötzlich von heute auf morgen Lust aufs Campen."

Ein solcher geborener Camper ist Frank Seibt. 1968, als er sechs Jahre alt war, machten seine Eltern einen Picknick-Ausflug auf die nahezu unbebaute Grav-Insel. Sein Vater kletterte auf den Turm eines verlassenen Klosters, warf einen Blick auf die Umgebung und kam mit einer Vision zurück. "Ich sehe hier ein Meer von Wohnwagen", verkündete er seiner Frau. Sie hielt ihn für verrückt. Zehn Jahre später gab es die ersten 1000 Stellplätze.

Eines der größten Probleme hat Familie Seibt vor Jahren gelöst. Das Hochwasser des angrenzenden Rheins vertrieb die Camper oft mehrmals im Jahr. "Als wir den Leuten gesagt haben, dass wir den Platz eindeichen wollen, haben uns alle für verrückt erklärt", berichtet Frank Seibt.

Doch er ließ sich nicht beirren. 2,8 Millionen Kubikmeter Erde mussten bewegt werden, bevor 1994 der drei Meter hohe Deich fertig war. Schutz, der auch dringend nötig war. Denn manch eines der luxuriösen kleinen Eigenheime kostet bis zu 70.000 Euro. So etwas überlasst der gehobene Camper nicht gerne den Fluten.

(DDP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort