Wesel Kinder aktiv gegen KinderarbeitDufte: 6000 Liter Gülle in Kanal

Wesel · Eine Sammelaktion der Kindernothilfe fiel an der Gesamtschule am Lauerhaas auf fruchtbaren Boden. Insgesamt 200 Schüler spuckten in die Hände, damit es armen Altersgenossen in Haiti künftig besser geht. Schwerer Unfall auf dem Hansaring: Ein Sattelzug kippte um, weil der Fahrer nicht die Kurve bekam. Der Mann kam mit leichten Verletzungen davon. Stinkende Fracht floss aus. Die Lkw-Bergung verursachte Staus in der Stadt.

„Action!Kidz – Kinder gegen Kinderarbeit“: So heißt die Aktion der Kindernothilfe, an der die Gesamtschule am Lauerhaas teilnahm. Sie unterstützt Kinder in Haiti, die aus purer Armut ihrer Familien schon mit vier bis fünf Jahren in die Städte geschickt werden, um Geld zu verdienen. Mädchen werden schon im Alter von fünf Jahren zum sexuellen Missbrauch von ihren Eltern „freigegeben“, sagt die Kindernothilfe. Die Kinder werden Restavèks genannt. Täglich arbeiten sie bis zu 16 Stunden.

Soziales Engagement

Die Gesamtschule am Lauerhass hat seit 2003 ein Patenkind in Neetu, Indien, durch die Kindernothilfe. „Dadurch bekomme ich laufend das Informationsmaterial der Kindernothilfe“, erklärt Lehrerin Hildegard van Hüth. „Als ich den Kindern an unserer Schule das Programm vorstellte, waren sie alle begeistert und wollten mithelfen“, erzählt van Hüth. Praktisch ging es darum, dass sich die Schüler sozial engagieren mussten, um somit Spendengelder zu sammeln. Das bedeutet zum Beispiel, sich um den Rasen des Nachbarn kümmern, Laub zu harken oder Autos zu waschen. Für die freiwillige Aktion bekamen die Beteiligten am Lauerhaas gestern schulfrei.

Eine von insgesamt 200 war Vera Itjeshorst. Sie arbeitete zwei ganze Stunden bei ihrem Onkel Wilhelm Itjeshorst für die Biologische Station Wesel. Um acht Uhr war Einsatzbesprechung. Danach durfte Vera mit vier Angestellten der Biologischen Station in das Naturschutzgebiet Hohe Mark nach Obrighoven fahren. Dort ging es daran, Äste aus dem Heide- und Moorgebiet zu räumen.

Für ihr soziales Engagement wurden in Veras Familie Spenden gesammelt. Die Bio-Station legte noch was dazu. Die Spendengelder kommen nun dem Hilfsprojekt in Haiti zugute. Für Vera war es selbstverständlich bei der Aktion mitzumachen. „Ich engagiere mich gerne sozial und helfe“, erzählte die Schülerin.

Wesel Wie ein hilfloser Käfer liegt das grüne Monstrum da, umgeben von Scherben, Metallteilen, Gummiresten und Papieren. Steine liegen herum und das verbogene Schild Maaßenstraße. Dort, an der Einmündung zum Hansaring (B 8), ist der Silozug auf die rechte Seite gekippt. Der Fahrer steht daneben und sagt: „Ich kannte die Kurve nicht und habe sie unterschätzt.“ Der 31-jährige Mann aus Borken hat viel Glück gehabt. Er ist mit leichten Blessuren davongekommen. Ein strenger Geruch liegt über der Unfallstelle: 6000 von 10 000 Litern Kälbergülle sind aus dem Auflieger gelaufen und fast vollständig in die Kanalisation geflossen.

Kein Problem für Kläranlage

Das Unglück ereignete sich gestern um 12 Uhr. Der 31-Jährige war nach eigenen Angaben als Aushilfsfahrer für eine Borkener Spedition unterwegs und wollte über die Rheinbrücke. In der scharfen Linkskurve auf dem Hansaring, kurz vor der Einmündung Maaßenstraße, kam der Sattelzug nach Schilderung der Polizei von der Fahrbahn ab, geriet auf den Geh- und Radweg und kippte beim Überfahren des Bordsteins um. Der schwer beladene Auflieger habe ihn „umgeworfen“, sagte der Fahrer.

Der Tank war mit 10 000 Liter Kälbergülle zur Hälfte beladen. Die schätzungsweise 6000 Liter, die im Kanalnetz verschwanden, brächten das System nicht zum Kollabieren, versicherte Stadtwerke-Chef Herbert Storm. „Um diese Menge zu bewältigen, werden wir den biologischen Prozess beschleunigen“, erklärte er. Jenen Teil der stinkenden Flüssigkeit, der auf der Fahrbahn und in Rinnen stand, pumpten Stadtwerke-Mitarbeiter ab.

Feuerwehrleute unter der Einsatzleitung von Wilhelm Pooth fingen Öl und Schmierstoffe aus dem Lastwagen mit Bindemittel auf. Die restlichen 4000 Liter Gülle wurden in einen anderen Lkw umgepumpt. Die Polizei leitete den Verkehr einspurig an der Unfallstelle vorbei. Am Nachmittag packte ein Spezialkran zu, um Auflieger und Zugmaschine aufzurichten. Zuvor war der Tank vom Fahrgestell abgeschraubt worden. Während der langwierigen Bergungsaktion sperrte die Polizei den Hansaring in Richtung Rheinbrücke komplett. Beamte leiteten den Verkehr an der Einmündung Herzogenring ab. Bis gegen 16 Uhr kam es in der Innenstadt zu Staus.

(RP)
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