Wesel Viele Schüler leben in Problemvierteln

Wesel · Knapp ein Drittel der rund 12 000 Kinder und Jugendlichen in Wesel (29,5 Prozent) leben in Stadtteilen, in denen überdurchschnittlich viele Familien von Hartz IV abhängig sind und ausländische Wurzeln haben. Bei den Stadtteilen handelt es sich um die Innenstadt und Schepersfeld.

"Die jungen Menschen dort leben in besonders belastenden Situationen", heißt es in dem Entwurf des Kinder- und Jugendförderplans 2014 bis 2020, mit dem sich der Rat heute ab 16.30 Uhr in seiner Sitzung befasst.

Der 50 Seiten starke Förderplan - zusammengestellt von einer mit Experten der Jugendeinrichtungen, der Stadt und den Trägern der offenen Jugendarbeit bestückten Arbeitsgemeinschaft - kommt zwar zu dem Schluss, dass es Ziel sein müsse, "die bestehende Vielfalt an Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit zu erhalten und weiter zu entwickeln". Doch fehlen konkrete Lösungsvorschläge, wie man gerade Jugendlichen aus unteren sozialen Schichten in einer konsum- und leistungsbezogenen Gesellschaft echte Lebensperspektiven geben könne.

In dem Förderplan-Entwurf heißt es lediglich, dass besagte Jugendliche "an die Hand genommen werden müssen, um (Berufs-)Orientierung zu erfahren. Daraus ergeben sich Ansprüche an die Jugendarbeit und Forderungen an Politik und Schule, diese Jugendlichen nicht aufzugeben und entsprechend zu fördern". Gerade den Kommunalpolitikern fällt in diesem Zusammenhang eine ganz besonders wichtige Rolle zu.

Darauf weist auch die bekannte Shell-Studie "Jugend 2010" hin, in der es unter anderem heißt: "Zu ungünstig sind oft die die Ausgangsbedingungen und die Lebenssituation und zu wenig wird von der Politik getan, um die Chancen dieser Gruppe zu verbessern." So sei die ganze Bandbreite resignativer, destruktiver und aggressiver Einstellungen und Verhaltensweisen gerade in dieser Gruppe stärker vertreten und deshalb auch die Zufriedenheit nur mäßig. Dennoch sei, so die Autoren der Shell-Studie, auch in dieser Gruppe die Moral noch nicht "gekippt", so dass sich viele bei entsprechender Unterstützung "durchaus aus ihren Lebensumständen herausarbeiten können". Die Politik ist also dringend gefordert.

(RP)
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