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Niederrhein Wenn die eigene Frau zur Fremden wird

Niederrhein · Ein Mann um die 80 sitzt in einem Stuhl, er ist ruhig, lauscht und wirkt interessiert: "Ich heiße Günther mit th." Das weiß er noch. Nicht selbstverständlich, denn Günther ist dement und erkennt seine Frau nicht mehr. "Er glaubt mir einfach nicht, dass ich ich bin", sagt Hanni. Dabei sind die beiden seit 52 Jahren verheiratet. Günther zeigt ihr zwar manchmal Fotos mit Hanni drauf, doch sagt er: "Das ist meine Frau - also nicht du!" Dabei kümmert sich Hanni um Günther - jeden Tag. Es sei schwer gewesen, die Krankheit und das Vergessen zu akzeptieren. "Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und sage ihm, dass ich immer bei ihm bin und ihn nicht verlasse." Allein sein, das möchte Günther nicht mehr. Ohne ihn geht Hanni kaum noch aus dem Haus.

Demenz kann verschiedene Formen annehmen. Auch Elses Mann Hanns leidet unter der Krankheit, doch der 85-Jährige erkennt seine Angehörigen noch. Die Krankheit macht sich anders bemerkbar. "Er ist immer noch so humorvoll und charmant wie früher", sagt die 75-Jährige. Anfangs hätte er häufig dieselben Fragen gestellt, wie "Was machen wir heute?" "Beim vierten Mal bin ich dann ausgerastet", sie wurde motzig, ohne zu wissen, dass er krank ist. Ihr Schwager, Arzt und Partner einer Demenzerkrankten, hat sie darauf aufmerksam gemacht.

Trotz ihrer Krankheit unternehmen Else und Hanns und Hanni und Günther viel. Es sei wichtig, dass die Betroffenen noch stark sozial eingebunden sind, so die Frauen. Hans geht zum Männerstammtisch. Der 85-Jährige spreche nicht mehr mit anderen in dem Sinne, dass er sich austausche, erklärt Else. Die Freunde kümmern sich um ihn und bringen ihn danach zum Bus. Selbstständig zu sein soweit es geht, sei auch bei Demenz wichtig, erklärt Beraterin Elisabeth Weber (55). Betroffene sollten sich viel bewegen und aktiv sein. Hierfür biete sich etwa die Demenzsportgruppe im Klinikum Kalkweg an.

Außerdem besuchen sie das Gedächtnistraining im Forum Demenz. Die ersten Jahre hätten beide Frauen versucht, alleine mit der Erkrankung ihrer Partner umzugehen. Das würden viele machen, sagt Weber, weil sie sich zunächst schlecht fühlen, wenn sie die Verantwortung teilen. Dabei sei das wichtig, auch für den Demenzerkrankten. "Man sollte sich jede Hilfe holen, die man kriegen kann", sagt Hanni.

Auch sie hat anfangs die Beratung gescheut. Weber wendet dann schon mal Überredungskünste an, macht Termine aus oder schlägt Kurse vor. Auch zeigt sie den Betroffenen auf, dass es in Ordnung ist, die Partner auch einmal in die Obhut Anderer zu geben. Hanni bringt Günther erst seit drei Wochen mittwochs in eine Tagespflege. Die Zeit nutzt sie für sich. "Ich gehe dann zur Wassergymnastik".

Beratung für Angehörige oder Menschen mit Demenz gibt es im Forum Demenz bei Julia Urban und Elisabeth Weber unter 02033095676 oder forum.demenz@awocura.de. Weitere Infos unter www.forum-demenz.net

(RP)
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