Stadt Willich Dohlen nisten gern im Kamin

Stadt Willich · Wegen fehlender Nistmöglichkeiten kommt es immer wieder vor, dass Dohlen einen Kamin als Nistplatz nutzen. Ist dieser allerdings in Benutzung, ist Vorsicht angesagt.

Als Anne Kaiser feststellte, dass Dohlen in ihrem Kamin nisteten, war der erste Schreck groß. Beim Blick durch die Ofenklappe konnte die Willicherin geradewegs aufs Nest schauen. "Ich habe mich sowohl gefragt, ob das für die Tiere gefährlich werden könnte, als auch für uns", erinnert sie sich. Kaiser griff zum Telefon und rief ihren Schornsteinfeger an. Der kam vorbei und konnte sie beruhigen: Die Tiere nisteten in einem stillgelegten Kamin. Kaiser hat aber genau richtig gehandelt. Denn wenn es um Dohlen im Kamin geht, ist der Schornsteinfeger der erste Ansprechpartner.

Dohlen sind Höhlenbrüter, und angesichts der Tatsache, dass sie immer weniger Nistmöglichkeiten finden, weichen sie in Kamine aus. Die Vögel machen dabei keinen Unterschied, ob es sich um stillgelegte Varianten handelt, oder um Kamine, die an Feuerstätten angeschlossen sind. Sie nehmen zunächst größere Äste und lassen sie in den Kamin fallen, wo sich diese verkanten. Darauf bauen die Dohlen ihr eigentliches Nest mit Moos, Haaren, Papier und weiterem Nistmaterial. Dieser Nestaufbau wird relativ dicht - und Abgase können nicht mehr durch den Kamin entweichen. Sie stauen sich zurück und treten an der Feuerstätte aus.

Wenn es sich um einen Kamin von festen Brennstoffen wie zum Beispiel einen Kachelofen oder einen offenen Kamin handelt, stellt ein Dohlennest zunächst kein Problem dar, da dieser in den Sommermonaten nicht benutzt wird. Sollte aber doch geheizt werden oder im Herbst die erste Befeuerung erfolgen, wird der Rauch direkt bemerkt. "In einem solchen Fall sollte das Brenngut mit einer feuerfesten Auffangschale aus der Feuerstätte entfernt und gründlich quergelüftet werden", informiert Franz-Peter Baumanns, der bevollmächtigte Bezirks-Schornsteinfegermeister für Willich, über die Erstmaßnahme.

Danach gilt es, den Schornsteinfeger zu informieren, der ein solches Nest, das locker bis zu drei Meter tief im Kamin sitzen kann, beseitigt, reinigt und auch auf Wunsch entsprechende Dohlenschutzgitter anbringt, damit ein weiteres Benisten unterbunden wird. "Dohlen kehren vielfach an den Ort zurück, an dem sie einmal genistet haben, daher ist ein Schutzgitter sinnvoll", weiß Baumanns aus Erfahrung.

Gefährlich sieht es bei Gasfeuerstätten aus, die auch das Brauchwasser miterwärmen und entsprechend kontinuierlich in Betrieb sind. Hier tritt bei der Verstopfung durch ein Nest nämlich das geruchlose Kohlenmonoxid an der Feuerstätte aus, und das wirkt in hoher Dosierung tödlich. Lüftungsschlitze für die Zuführung der Verbrennungsluft in Türen oder dem Mauerwerk reichen nicht aus, um die Abgase austreten zu lassen. Moderne Feuerstätten gehen bei einem Abgasaustritt automatisch auf Störung und zeigen so an, dass etwas nicht stimmt. Eine andere Alternative sind Kohlenmonoxidmelder, die in Räumen, in denen sich die Feuerungsstätten befinden, installiert werden können. "Es ist kein Grund vorhanden, panisch zu werden. Man sollte da reagieren, wo es nötig ist. Das heißt: einfach den eigenen Schornstein in den Blick nehmen und schauen, ob man von Ende April bis Anfang Juni Dohlen beobachten kann, die mit Nistmaterial im Schnabel in den Kamin gehen", sagt Baumanns. Ist dies der Fall, gilt es, direkt den Schornsteinfeger anzurufen, damit entsprechende Schritte wie Nestentfernung und Schutzgitter eingeleitet werden können. Bei einem nicht mehr genutzten Kamin sollten sich die Besitzer hingegen freuen, dass Dohlen, die artgeschützt sind, eine Möglichkeit gefunden haben, ihren Nachwuchs groß zu ziehen. Das hat auch Kaiser gemacht, deren kleine Dohlen mittlerweile schon flügge geworden sind. Sie würde sich freuen, wenn im nächsten Jahr wieder Dohlen ihren unbenutzten Schornstein als Geburtshaus nehmen würden.

(tref)
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