Stadt Willich Ein Powerpaket voll positiver Energie

Stadt Willich · Andrea Kautny aus Willich ist seit 16 Jahren Chorleiterin. Die von ihr gegründeten und dirigierten Chöre "Frauenpower" und "Tonköpfe" sind weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt. Das liegt auch an der Leiterin.

Wer Andrea Kautny beschreiben soll, beginnt garantiert mit den Augen. Groß und braun sind sie, und sie strahlen das Gegenüber voller Neugier und Lebensfreude an. Der Mund passt dazu. Er lacht gerne und steht selten still. Die kurzen, dunklen Haare sehen aus, als würden sie oft gerauft. Alles an dieser Frau strahlt Energie und Tatkraft aus. Wahrscheinlich fällt es deshalb erst auf den zweiten Blick auf, dass die Willicherin mit nur 1,50 Meter ungewöhnlich klein ist.

Ein kleines Powerpaket, das Andere mitreißt und ansteckt mit Dynamik, Schwung und Bewegung. Wer Andrea Kautny in Aktion erleben will, sollte ein Konzert ihre Chöre "Frauenpower" oder "Tonköpfe" besuchen. Dann steht sie da, auf ihrem 40 Zentimeter hohen Podest und gibt den Takt vor. Meistens dauert es nicht lange, bis auch das Publikum steht und im Takt mitgeht.

Dass sie eines Tages zwei sehr erfolgreiche Chöre leiten wird, die jedes Jahr tausende Menschen begeistern, hätte die Willicherin sich nicht träumen lassen. "Ich bin eigentlich gelernte Bankkauffrau", sagt die 46-Jährige, die immer gut mit Zahlen umgehen konnte und deshalb in der Kreditabteilung gearbeitet hat. Klavier und Geige hat sie in der Kindheit gelernt, gesungen hat sie schon immer gerne, aber: "Das war immer nur ein Hobby."

Mit Mitte 20 merkte die Bankkauffrau, dass sie ihr altes Hobby gerne wieder aufleben lassen würde und studierte nach der Arbeit in der Bank Chorleitung in der Landesmusikakademie. "Für die Anderen war das berufsbegleitend, für mich war das eher berufsvernichtend." Denn nach den vier Jahren Studium, in denen die junge Frau ihr großes Talent entdeckte, Menschen über die Musik mitzunehmen, hatte Andrea Kautny ihre Berufung gefunden: Chorleiterin. Weil sie aber keinen bereits bestehenden Chor übernehmen, sondern ihre eigenen Vorstellungen umsetzen wollte, rief sie 2001 in der Zeitung zur Gesangsprobe zwecks Chorgründung auf. So entstanden die "Tonköpfe", die Kautny fortan hauptberuflich dirigierte.

"Musik ist, was wir lieben, Singen ist unsere große Leidenschaft", heißt es im Programmheft des gemischten Chors, dem 35 Frauen und Männer angehören. "Wir singen a capella und wir singen auswendig, wir sind in Bewegung und wir zeigen Emotionen", sagt Andrea Kautny, "denn wenn die Emotion des Stücks in den Sängern steckt, wird auch das Publikum berührt." Rock, Pop, Jazz, Klassik, Gospels, Schlager - das Repertoire der "Tonköpfe" ist alles, nur nicht gewöhnlich. Und damit hat die Chorleiterin einen Nerv getroffen: Die Konzerte sind voll besetzt, der Chor wird oft gebucht und es gibt eine lange Warteliste mit Menschen, die gerne immer im Chor singen würden.

Ähnlich ist es bei "Frauenpower", dem Chor, den die Willicherin 2008 ins Leben rief. 180 Frauen zwischen elf und 76 Jahren gehören dem ungewöhnlich großen Chor an. "Einige sind fast Profis, andere kommen ohne jeden musikalischen Background", erzählt die 46-Jährige, die an dieser Herausforderung ganz offensichtlich Spaß hat. Das Konzert von "Frauenpower" in der Jakob-Frantzen-Halle, die 1200 Zuschauer fast, ist jedes Jahr Monate vorher ausverkauft. Auch die beiden Benefizkonzerte, die der Chor jährlich gibt, sind stets ausverkauft.

Und nicht nur das Publikum ist begeistert von den Chören, auch die Sängerinnen und Sänger sind es. "Wir haben schon so viel Tolles zusammen erlebt", erzählt die Leiterin, Auftritte vor Angela Merkel und mit Hannelore Kraft, in der Semperoper und im Hamburger Michel, CD-Aufnahmen und ein Flashmob in einem Einkaufszentrum gehören dazu. "Es haben sich auch Freundschaften gebildet und bei jeder Probe wird unheimlich viel positive Energie freigesetzt", sagt Andrea Kautny und man glaubt es ihr sofort.

(RP)
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