Stadt Willich Gebügelte Geschichte im "Kamps Pitter"

Stadt Willich · Rund 120 Bügeleisen nennt das Schiefbahner Heimatmuseum "Kamps Pitter" sein eigen. Nun gab es die passende Geschichte dazu. Mara Ring und Steffi Milius referierten zum "Heißen Eisen im Wandel der Zeit". Viele Besucher kamen.

 Steffi Milius (l.) und Mara Ring zeigten bei ihrem Vortrag "Ein Heißes Eisen im Wandel der Zeit" diverse Bügeleisen aus unterschiedlichen Zeitepochen und berichteten viel über deren Geschichte.

Steffi Milius (l.) und Mara Ring zeigten bei ihrem Vortrag "Ein Heißes Eisen im Wandel der Zeit" diverse Bügeleisen aus unterschiedlichen Zeitepochen und berichteten viel über deren Geschichte.

Foto: Wolfgang Kaiser

Bügeleisen in sämtlichen nur vorstellbaren Varianten stehen in den Ausstellungsregalen des Schiefbahner Heimatmuseums "Kamps Pitter". Eisen, die komplett in die Glut gesetzt werden mussten, andere, die mittels heißer Kohlen gewärmt wurden und solche, die einen Bolzen haben, der aufgeheizt für die nötige Hitze sorgte. Dazu kommen gas- und spiritusbetriebene Varianten sowie die ersten elektrischen Bügeleisen.

"Das kenne ich auch. Damit hat meine Oma noch gebügelt", lautet so mancher Kommentar gerade von den Besucherinnen, wenn es um die alten Kohleeisen geht. Dutzende von Besuchern hatten sich am Sonntagnachmittag im Heimatmuseum eingefunden, denn nicht nur die Bügeleisen konnten bestaunt werden, sondern es gab auch Geschichtliches dazu. Unter dem Titel "Ein heißes Eisen im Wandel der Zeit" hatten sich Mara Ring und Steffi Milius vom Heimatverein Willich mit der Geschichte der Bügeleisen befasst. Und ihr Vortrag führte die Zuhören ein ganz schönes Stück zurück in die Vergangenheit.

"Schon 202 vor Christus wurde gebügelt. Es gab in China und Korea sogenannte Bügelpfannen, in die glühende Kohlen gelegt wurden. Mit diesen fuhr man über die Stoffe", berichtete Ring. Bei den Wikingern waren es Glätt- und Gnüddelsteine, die zum Glätten benutzt wurden, und nach dem Einsatz von Mangelbrettern und -hölzern im Mittelalter kamen Ende des 14. Jahrhunderts breite Metallstreifen mit Griff auf, die im Feuer erhitzt wurden. Die ersten Volleisen folgten im 15. Jahrhundert. "Wobei es Flach- und Blockeisen waren. Die Blockeisen wurden aus einem Guss hergestellt und der Griff wurde mit isolierenden Materialien wie Leder oder Holz umgeben. Ein solches Eisen gehört auch zu unserer Ausstellung", berichtete Ring.

Herzlich lachten die Besucher bei dem kurzweiligen Vortrag, als sie schätzen sollten, wie schwer ein solches Blockeisen war. Dass es zehn Kilogramm waren, die einst Frau zwecks Glättung der Kleidung bewegen musste, wollte niemand so recht glauben.

Informativ und unterhaltsam ging es weiter. Die beiden Frauen verfolgten nicht nur die Entwicklung der Bügeleisen bis zu den heutigen Dampfbügeleisen und kompletten Bügelstationen per Beamerpräsentation, sondern zeigten auch auf, welche Rolle die Bügeleisen in Literatur, Kunst und sogar Redewendungen haben. So beschrieb Theodor Fontane Bügelszenen, Hans Christian Andersen verbaute sie in seine Märchen, Bügelfrauen zierten bekannte Gemälde und Redewendungen rund um das heiße Eisen gibt es wie Sand am Meer. Angefangen von "mehrere Eisen im Feuer haben", "Kohlen aus dem Feuer holen" bis hin zum "glatt bügeln" und "in die Mangel genommen".

Dass das Bügeleisen einst den Hochzeitstisch zierte - eigens dafür hatte der Heimatverein im Heimatmuseum einen Hochzeitstisch aufgebaut und präsentierte sogar eine Bügeleisenhaltekonstruktion mit zwei Eisen - und das es sogar eigene Kindereisen gab, um schon kleine Mädchen an die Arbeit heranzuführen, im "Kamps Pitter" wurde die Welt des Bügelns lebendig.

(tref)
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