Stadt Willich Mit Vaters Schlüsselmaschine im Einsatz

Stadt Willich · An der Virmondstraße in Neersen gibt es Haushalts- und Eisenwaren sowie Porzellan. Das ist eine früher übliche Kombination, die laut Inhaber Thomas Gartz im Kreis Viersen heute einmalig ist.

 Jeder Zentimeter in den Regalen im Geschäft von Thomas Gartz wird genutzt, um die vielen Produkte unterzubringen: Porzellan, Haushaltsgeräte, Schrauben, Schläuche, Schlüssel und vieles mehr.

Jeder Zentimeter in den Regalen im Geschäft von Thomas Gartz wird genutzt, um die vielen Produkte unterzubringen: Porzellan, Haushaltsgeräte, Schrauben, Schläuche, Schlüssel und vieles mehr.

Foto: Norbert Prümen

Edles Porzellan wetteifert in den hohen Regalen um die Blicke der Kunden. Ein Stückchen daneben sind Glaswaren zu sehen, dahinter geht es praktisch zu: Backformen, Pfannen, Wasserkocher, Töpfe und weiteres Haushaltszubehör stehen für die täglichen Dinge des Lebens. Witzige Taschen, Schlüsselanhänger und Portemonnaies zieren einen Verkaufsständer, in einem Korb liegen Einkaufsshopper. Servietten mit österlichen Motiven gehören ebenso zum Sortiment wie Leuchtmitteln, Batterien, Verlängerungskabel, Schrauben, Dübel, Mehrfachsteckdosen, Handwerksarbeitsmaterial und Gartengerätschaften. Jede Ecke ist ausgenutzt. Auf 80 Quadratmeter´n Verkaufsfläche treffen an der Virmondstraße 15 in Neersen Haushalts- und Eisenwaren sowie Porzellan zusammen. Eine ungewöhnliche Kombination, die im Kreis Viersen ihresgleichen sucht.

"Früher war diese Kombination des Öfteren anzutreffen, aber inzwischen sind wir im Kreis Viersen die einzigen", sagt Thomas Gartz vom Haushalts-, Eisenwaren und Porzellan Unternehmen Egidius Gartz. Sein Vater Egidius war es, der 1954 das Unternehmen gründete. Damals allerdings an der Virmondstraße 20. Elf Jahre später erfolgte der Umzug an die aktuelle Adresse, denn Egidius Gartz hatte schräg gegenüber gebaut. "Ich kann mich noch daran erinnern, wie Vater mit einem Ford Taunus Kombi das Material bei den verschiedenen Händlern holte", berichtet Thomas Gartz. Eigentlich wollte er Autoschlosser werden, aber ein Praktikum in einem Süchtelner Eisenwarenladen fand er so interessant, dass sich der Neersener für eine Einzelhandelskaufmannlehre entschied. Bei der Firma Ziellenbach in Krefeld, die damals genau die Kombination anbot wie das elterliche Geschäft, startete er seine Ausbildung.

1990 stieg Thomas Gartz dann daheim ein und setzte die Familientradition in der gewohnten Art und Weise fort. Dazu gehört auch heute noch der Schlüsselservice. Unter der Kellertreppe steht der ehemalige Kassentisch vom Vater, und auf dem parkt eine handbetriebene Schlüsselmaschine von 1953, auf der Thomas Gartz wie einst sein Vater Chubbschlüssel schneidet. Daneben geht es allerdings mit der elektrischen Variante moderner zu. Aber das alte Eisenschlüsselregal sowie die vielen kleinen Pappkartons, in denen noch Raritäten schlummern, erzählen von den Anfängen des Unternehmens.

Von so manchem alten Schätzchen kann sich Thomas Gartz nicht trennen, wie ein Griff zu einem Holzkarton zeigt. Original verpackte Gleitschuhe von anno dazumal sind darin genauso zu finden wie eine Haarschneidemaschine von 1955, Klammern für Transmissionsriemen und Ersatzteile von alten, verstellbaren Rollschuhen, die unter die Schuhe geschnallt wurden. Das Kästchen mit den Rohrkantriegeln ziert noch in Originalschrift des Vaters der Preis von 3,75 Mark.

Aber es sind auch die praktischen Dinge des Lebens, die im Keller anzutreffen sind. Es ist auch der Ort der Schrauben, Muttern und Co., die bei "Edi", wie die Neersener das Ladenlokal nennen, sogar einzeln zu kaufen sind. Wer den Waschmaschinenschlauch zum Verlängern mit Vater- und Mutterteil sucht, wird ebenfalls fündig, und wer ein elektronisches Schloss ohne Schlüssel benötigt, das sich eigenhändig absperrt, ist bei Gartz ebenfalls an der richtigen Adresse.

"Ich verkaufe kein Produkt, mit dem ich nicht umgehen kann", sagt Thomas Gartz. Kein Spruch, sondern eine Tatsache. Er und seine Frau Sylvia besuchen seit Jahren Weiterbildungen und informieren sich über jedes Produkt, das sie in ihr Sortiment aufnehmen. Wobei dies teilweise sogar Pflicht ist, um überhaupt ein bestimmtes Produkt ins Sortiment aufnehmen zu können. Fortbildung ist insbesondere bei den modernen Schließsystemen ein Muss. Wenn der 55-Jährige von Funksystemen, deren Frequenzen und den damit einhergehenden Problemen bei nicht sachgemäßem Einbau berichtet, dann spricht der Fachmann. Reparaturen sind in vielen Bereichen ebenfalls kein Problem für ihn. Er besorgt die Ersatzteile, und los geht es.

(tref)
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