Stadt Willich Richterin glaubt bizarre Geschichte nicht

Stadt Willich · Ein ehemaliger Schrotthändler steht im Verdacht, in einer Willicher Firma 300 Kilogramm Messingspäne entwendet zu haben. Jetzt musste er sich wegen Diebstahls vor dem Krefelder Amtsgericht verantworten. Doch weder sein mutmaßlicher Komplize noch der Hauptbelastungszeuge kamen.

Der ehemalige Schrotthändler erzählte der Richterin eine bizarre Geschichte: Er sei an einem Morgen in der Waschstraße von einem Unbekannten angesprochen worden, ob er seinen Wagen samt Anhänger verleihe. Das habe er abgelehnt, sagte der 32-Jährige. Der Fremde habe ihm daraufhin 100 Euro geboten, wenn er mitfahre und eine Ladung Messingspäne transportiere. Mit drei Kindern, die er alleine erziehe, sei das Geld immer knapp, so habe er sich über ein kleines Zubrot gefreut, sagte der Angeklagte. Also sei er mit dem Mann nach Willich gefahren. Dort habe der Unbekannte mit dem Geschäftsführer geredet und per Handschlag einen mündlichen Vertrag besiegelt. Daraufhin sei ein Gabelstapler gekommen und habe eine blaue Kiste auf den Anhänger geladen. Er habe ganz genau gesehen, dass sein Auftraggeber, den er am Morgen erst kennengelernt hatte, mit 1000 Euro zu dem Firmenchef ging, beteuerte er. Über mögliche krumme Geschäfte habe er sich keine Gedanken gemacht.

Die Richterin wollte allerdings wissen, wieso der Firmeninhaber Anzeige erstattete, wenn alles korrekt verlief. Der hatte nämlich geschildert, dass zwei Unbekannte in die Firma kamen und um Metallschrott baten. Da dies täglich mehrfach geschehe, habe er sie kurz abgewimmelt uns sei in sein Büro zurückgekehrt. Vorsichtshalber hatte er allerdings ein Foto vom Wagen des Angeklagten gemacht. Das könne er sich nicht erklären, sagte der 32-Jährige. Vielleicht sei der Mann, der sich als Chef ausgab, ja nur ein Angestellter gewesen und habe auf eigene Faust Geschäfte durchgeführt, mutmaßte er. Dennoch habe er genau gesehen, dass der Mann aus dem Büro kam und keine Arbeitskleidung trug. Deshalb habe er auch geglaubt, dass es sich um den Chef handelte.

Er habe sich auch nichts dabei gedacht, dass sein neuer Bekannter schnell wegmusste, als er die blaue Kiste in Viersen für ihn abgesetzt hatte. Nicht einmal die versprochenen 100 Euro habe er bekommen, über die Handynummer des Mitangeklagten habe er nie jemanden erreicht. Für Unbekannte werde er jetzt nie mehr arbeiten, versprach er. Das Gericht ließ sich von den Angaben des Angeklagten nicht überzeugen. Er wird zu einem weiteren Termin geladen, wenn auch die anderen Beteiligten anwesend sind. Während sich der geschädigte Firmeninhaber wegen Krankheit entschuldigt hatte, blieb der Mitangeklagte grundlos der Verhandlung fern. Er soll zur nächsten Verhandlung polizeilich vorgeführt werden.

(bil)
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