Willich Sonnenfinsternis birgt auch Gefahren

Willich · Morgen um 9.38 Uhr schiebt sich der Mond vor die Sonne - ein toller Anblick, der aber für die Augen nicht ungefährlich ist. Spezielle Brillen, die vor Gefahren schützen, sind aber schon ausverkauft.

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Foto: Hertgen, Nico

WILLICH/TÖNISVORST "Seid vorsichtig", warnen eindringlich Augenärzte, Optiker oder Schulbehörden davor, morgen ungeschützt in die Sonne zu schauen. Dann nämlich kommt es zu einer partiellen Sonnenfinsternis, schiebt sich der Mond um 9.38 Uhr vor die Sonne. Es geht ihnen nicht um befürchtete Stromausfälle, sondern in erster Linie um die Gesundheit. Denn es kann zu Verbrennungen der Netzhaut kommen, auch wenn man morgen in die sogenannte "Dunkelsonne" schaut.

Genormte Schutzbrillen, die dafür sorgen, dass die Stelle des scharfen Sehens nicht beschädigt wird, sind seit Tagen nicht mehr zu bekommen. "Ausverkauft" melden unter anderem die Optiker-Fachgeschäfte Niek in Willich oder Hühn in St. Tönis. Andere wurden erst gar nicht damit beliefert oder verzichteten, wie Fielmann in Kempen, auf eine entsprechende Order, da die bestellten Brillen bei eigenen Tests nicht den Anforderungen entsprachen.

"Wir hätten noch 2000 Schutzbrillen mehr verkaufen können", sagte gestern Stephan Bunse, der seit 19 Jahren sein Brillenhaus an der Judenstraße in Kempen betreibt. Er habe mehr als 400 solcher Brillen ausgegeben, sogar satzweise für 2,50 Euro das Stück an Kindergärten und Schulen, berichtete er. Einige wenige Brillen hat er für den eigenen Zweck behalten: "Die Kunden können morgen zu mir kommen, dann lassen wir vor dem Geschäft die Brillen kreisen."

Auch die Grundschulen haben auf eine entsprechende Empfehlung des NRW-Schulministeriums reagiert. "Wir verlegen die große Pause in die Zeit zwischen 8.45 und 9.15 Uhr, die Kinder bleiben dann bis zwölf Uhr in den Klassen, wir informieren im Unterricht über die Sonnenfinsternis, machen natürlich zwischendurch einige Bewegungsspiele", so die Leiterin der katholische Kempener Grundschule, Anita Zerbe.

"Wir sind gerade dabei, einen Elternbrief zu verfassen, werden auch die erste große Pause etwas vorziehen", sagt die stellvertretende Rektorin der Willicher Kolping-Schule, Cerstin Pelz. Grundsätzlich bleiben die Kinder dann im Gebäude. Ausnahmen seien zulässig, wenn die Kinder eine Brille mit Euronorm und Gütesiegel hätten und die Eltern für einen kurzen Blick ihre Kinder in die Sonne schriftlich ihr Einverständnis erklärten. Spezielle Schutzbrillen hat auch die Gemeinschaftsgrundschule an der Hülser Straße in St. Tönis nicht angeschafft; auch dort fängt, so Schulleiterin Beate Jacobs, die erste große Pause bereit um neun Uhr an. Danach bleiben auch dort die Kinder im Schulgebäude.

Man kann die Augen schützen, indem man eine zertifizierte Sonnenbrille verwendet. "Keine normale, keine handelsübliche Sonnenbrille, sondern die Sonnenbrille muss genau für dieses Ereignis ausgelegt sein", weiß Dr. Georg Eckert, Sprecher des Berufsverbands der Augenärzte. Der Experte rät davon ab, sich solch eine Brille selbst nach Anleitungen, die es im Internet gibt, selbst zu basteln: "Wer das macht, spielt mit seinem Augenlicht, denn zuverlässig sind diese nicht", sagt Eckert.

Auch die Optiker raten von solchen Bastelanleitungen für angebliche Schutzbrillen ab. Wer morgen ohne Brille die Sonnenfinsternis erleben möchte, sollte dies vor dem Fernseher oder in den benachbarten Sternwarten tun. Einigen anderen Augenärzten wäre es sogar recht, wenn es morgen trüb ist, mit Regen.

Und das Bildungsportal NRW rät unter anderem, auch Fernrohre und Teleskope nur mit geeigneten Filteraufsätzen zu benutzen, die von einer sachkundigen Person vor Ort angebracht und begleitet werden sollten.

(RP)
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