Wülfrath Akustikduo begeistert mit Spielfreude

Wülfrath · Eigentlich weiß man ja so gar nicht, was an diesem frühen Sonntagabend am Meisten beeindruckt: ist es der Spielort - die helle Kathedrale, die wunderbare Akustik? Ist es das Ambiente - die familiäre Atmosphäre, der freundliche Gastgeber, Kaffee und superleckerer Kartoffelsalat? Oder doch eher die Musik der "Heart Devils"? Der selbstironische, aber sehr gelungene Hüftschwung von Gitarrist und Sänger Rolf Kaudelka?

 Die "Heart Devils" spielten in der ausverkauften Kathedrale des Kommunikations-Centers Schlupkothen.

Die "Heart Devils" spielten in der ausverkauften Kathedrale des Kommunikations-Centers Schlupkothen.

Foto: Dietrich Janicki

Vermutlich ist es eine Mischung aus allem, die dazu führt, dass rund 130 Gäste (damit kann man nahezu von "Überfüllung" sprechen) einen wunderbaren Abend voller Hochgenuss erleben: Der Johnny Cash Klassiker "Ring of Fire" ist unzählige Male von unzähligen Künstlern gecovert worden, die Version der "Heart Devils" - bestehend aus dem Duo Joachim Heinemann (tiefenentspannt am Kontrabass) und Rolf Kaudelka (nicht zu beschreiben, Gitarre und Gesang), in Begleitung der Gast-Percussionistin Susanne Heinemann - ist so einzigartig, wie vielseitig: fein und leise, dann laut und wild, und all das wirkt so wenig inszeniert, sondern regelrecht selbstverständlich, unaufdringlich beeindruckend. Die Reaktionen des Publikums sind zuerst ein wenig verhalten, der Applaus anständig, einige klopfen auf die Oberschenkel, andere nicken sich anerkennend zu. Rolf Kaudelka schafft es, zum Publikum den richtigen Draht zu finden.

Zu jedem der ausgewählten Stücke - hauptsächlich 50er, 60er Jahre, Rockabilly, Country und Rock'n'Roll - gibt's ein nettes Anekdötchen, einen knackigen Kalauer, auch schon mal den ein oder anderen wortwitzigen verbalen Abtausch mit Zurufern aus dem Zuschauerreihen. Und: Bei "It's allright Mama" scheut Unterhaltungskünstler Kaudelka selbst den Hüftschwung nicht, der zwar richtig gut, aber leider viel zu kurz ist. "Go Johnny Go" groovt, "In the Ghetto" berührt durch Zartheit und stille Töne. "Die Jungs sind großartig, wir sehen sie nicht zum ersten Mal", erzählt ein pensionierter Lehrer während der Pause, in der sich viele Bockwurst und Kartoffelsalat schmecken lassen. Bier fließt weniger, das gesetztere Publikum bevorzugt Rotwein und Schorle. Zum Schluss gibt es sogar Standing Ovations. Einer, der seiner Begeisterung lautstark Raum schafft, ist der Veranstalter selbst, Bernd Kicinski. Seine Freude über den gelungenen Abend ist mitreißend, überwältigend. "Wir sind hier wie eine große Familie, und ich muss sagen, wenn ich das hier sehe, dann bin ich auch stolz auf mich. Ich wollte immer, dass das hier eine Art Pilgerstätte für Kulturfreude wird, und ich glaube, es ist tatsächlich gut gelungen."

(dani)
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