Wülfrath Wenn Kleider plötzlich steinalt machen

Wülfrath · Helfer-Kids probierten sogenannte Geronto- Jacken aus. Beeinträchtigt in den Bewegungen bekamen sie einen Vorgeschmack auf Begleitumstände des Alters.

 Im Jugendhaus durften sich Kinder wie Senioren fühlen - Daniela Dietz stattete sie mit dicken Jacken, Ohrschützern, Spezialrillen und Handschuhen aus.

Im Jugendhaus durften sich Kinder wie Senioren fühlen - Daniela Dietz stattete sie mit dicken Jacken, Ohrschützern, Spezialrillen und Handschuhen aus.

Foto: D. Janicki

Angetreten, ein großes Experiment zu erleben, freute sich Tom (8) sehr auf das "Abenteuer mit den Jacken". Dass er aber nicht bloß den beschwerten Überzieher, sondern darüber hinaus Ohrschutz, so etwas wie einen optischen Verschieber sowie unpraktische Handschuhe überstreifen musste, komplettierte das Gefühl "kaum von der Stelle zu kommen". Und in diesem Outfit sollte nun der nahe gelegene Supermarkt aufgesucht werden, um alle Zutaten für einen Obstsalat einzukaufen. Keine leichte Aufgabe, wie Felix (8) bestätigte. "Ich kann mich kaum bewegen", fühlte er sich in dem Geronto-Outfit "extrem eingeschränkt".

Aber genau darum ging es Angela Sprink vom Kinder- und Jugendhaus und Susann Seidel von der städtischen Pflege- und Wohnberatung. Zusammen wollten sie den Helfer-Kids in den eigens umgeschneiderten Klamotten ein Gefühl davon vermitteln, wie sich Betagte tagtäglich fühlen: Der Blick ohne Hilfsmittel unscharf, das Gehör beeinträchtigt, im gesamten Bewegungsapparat verlangsamt und darüber hinaus ein bisschen wackliger auf den Füßen. "So ist oft das Lebensgefühl von Senioren."

Immer dienstags treffen sich die Helfer-Kids an der Schulstraße. Fenja (8) ist eine von ihnen, Maxim (9) und Karo (7) finden das Programm ebenfalls "toll". Themen sind "Helfen und füreinander da sein" im Sinne sozialer Kompetenzen. Mal erleben sie hautnah, wie Feuerwehrleute retten und schützen, dann sind es die Kinder untereinander, die sich mit verbundenen Augen über speziell aufgebaute Parcours bringen.

Und nun stand die Alterssimulation an. "Ich glaube, ich fühle mich wie meine Omi", sagte Fenja. Die ist 77 Jahre alt, eigentlich ganz fit, wie Fenja erklärt. Aber eben doch nicht so taufrisch wie sie selbst. Mit der Geronto-Brille konnte die Grundschülerin nun kaum die sprichwörtlichen Äpfel von Birnen unterscheiden. Und in den Handschuhen - sie sollten altersbedingte Veränderungen wie eine Arthrose simulieren - war an das Absolvieren filigraner Aufgaben kaum zu denken. "Ich kann kaum den Stift halten", sagte sie, als sie ihren Namen schreiben wollte. Mit dem Messer zu hantieren war also quasi unmöglich. "Eine irre Erfahrung", waren sich Tom und die anderen einig. Die Geronto-Accessoires stehen nun dauerhaft dem Kinder- und Jugendhaus zur Verfügung und können zu Erprobungszwecken ausgeliehen werden.

Kommende Woche können die Helfer-Kids neue Empathie mit Golden Agern entwickeln. Dann steht ein Besuch in der Bergischen Diakonie im Haus- Louise-von-der-Heyden an. Helfer-Kids und Senioren wollen an der Wii spielen.

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