Sonsbeck Eine Bank müsste man sein

Sonsbeck · Eltern von Schülern der Grundschule Sonsbeck sorgen sich um die Qualität des Unterrichts. Zwei Lehrerinnen sind für längere Zeit erkrankt, eine Aushilfe musste wegen Geldmangels entlassen werden.

Ein Tsunami der Empörung rollte durch die Aula der Sonsbecker Hauptschule, wo der Schulausschuss tagte. Zahlreiche Eltern von Schülern der Johann-Hinrich-Wichern-Grundschule wollten los werden, was sie bedrückt. Es gebe zu wenige Lehrer an der Grundschule. Der Unterricht leide – und damit die Kinder.

Der Topf ist leer

Anlass zur Entladung der angestauten Unzufriedenheit bot die für viele überraschende Nachricht, dass ein beliebter Aushilfslehrer zum Ende des Halbjahres entlassen werden musste. Der "Topf", aus dem er bezahlt wurde, sei leer, hatte Schulleiterin Sabine Ulpke beim Schulamt erfahren. Erst im Herbst hatte sie den jungen Mann gefunden, kein Pädagoge, sondern Sportwissenschaftler, der aber mit den Kindern gut klar kam und half, die Situation an der Schule zu entspannen. Von den 17 Lehrerinnen sind nämlich zwei seit langer Zeit krank.

"Warum wird bei uns gespart?" wollte eine Mutter wissen. Sarkastischer Einwurf eines Vaters: "Weil wir keine Bank sind!" Die Eltern beklagen, dass Unterrichtsstunden zurückgefahren werden und fürchten, dass die Situation noch schlimmer wird, weil eine weitere Lehrerin nach den Sommerferien ausfällt: Sie legt ein Sabbatjahr ein. Sowohl Sabine Ulpke als auch die kurzfristig in den Ausschuss eingeladene Schulrätin Gisela Lücke-Deckert versicherten allerdings, dass der Unterricht der Norm entspreche; trotz der erkrankten Kolleginnen sei das Zahlenverhältnis von Lehrern und Schülern normal. "Wir sind gut aufgestellt", so Ulpke. Anderen Schulen gehe es nicht besser.

Freilich kann sie die Sorgen der Eltern gut verstehen. Denn: Sollte eine weitere Lehrerin erkranken – was dann? Dass dies lediglich ein "organisatorisches Problem" wäre, wie die Schulrätin meinte, quittierten die Eltern mit Hohnlachen. Ein Ersatzlehrer für weitere Ausfälle wäre kaum möglich, gab Lücke-Deckert zu. Schließlich gebe es 86 Grundschulen im Kreis, und der Pool von "Vertretungsreservelehrern", die bei Engpässen an Schulen einspringen, solle aus Kostengründen Ende des Schuljahres aufgelöst werden. Der Kreis Wesel sei mit Lehrern aber gut ausgestattet, besser zum Beispiel als der Kreis Kleve. Wenigstens eine gute Nachricht gibt's: Eine Lehrerin aus der Vertretungsreserve, die zurzeit an der Grundschule Sonsbeck unterrichtet, darf , wenn sie will, als feste Kraft bleiben.

Petition an den Landtag

Die Hoffnung vieler Eltern ruhte auf der Gemeinde. Doch sie mussten erfahren, dass diese zwar Schulträger, für die personelle Ausstattung aber nicht zuständig sei. Ausschussmitglieder regten an, die Schulpolitiker des Landes zu einer Diskussion nach Sonsbeck einzuladen. Im Mai seien Landtagswahlen, so Jürgen Kühne (FDP) "da kommen die bestimmt". Angeregt wurde außerdem, sich mit einer Petition an den Landtag zu wenden, mit der Bitte, den Vertretungsreserve-Pool wieder zu bilden. Schnelle Erfolge, so mahnte Bürgermeister Giesbers, dürfe man aber nicht erwarten.

(RP)
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