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Xanten Im Siegfriedmuseum die Zeit anhalten

Xanten · Mitmachen und Erleben - unter diesem Motto will Leiterin Anke Lyttwin die Besucher für die Ausstellung an der Kurfürstenstraße in Xanten begeistern. Es geht um die didaktische Aufbereitung der Nibelungensage.

 TIX-Mitarbeiterin Monika Dicker probiert die Handschuhe. Sie dürfen im Siegfriedmuseum wie die Helme angefasst, befühlt und aufgesetzt werden.

TIX-Mitarbeiterin Monika Dicker probiert die Handschuhe. Sie dürfen im Siegfriedmuseum wie die Helme angefasst, befühlt und aufgesetzt werden.

Foto: Armin Fischer

Das Wort von einer Neuausrichtung nimmt Anke Lyttwin gar nicht erst in den Mund. Lieber spricht sie von Ergänzung. Ergänzung des Bestehenden und Entwicklung zusätzlicher Angebote. "Wir wollen unser Besucherspektrum erweitern", sagt die Leiterin des Siegfriedmuseums.

Das Bestehende - das sind die Objekte und Texte, die ihr Vorgänger Dr. Ralph Trost zusammengestellt und zu einer Ausstellung arrangiert hat. Das Neue - das heißt Mitmachen und Erleben. Denn nur so, weiß Anke Lyttwin, kann sie weitere Menschen in die verwinkelten Museumsgänge an der Kurfürstenstraße locken. Die Auswertung von Besucherfragebögen habe immer wieder gezeigt, dass eine didaktische Aufbereitung der Nibelungensage wünschenswert erschien. Denn man müsse viel Hintergrundwissen haben, um alles richtig zu verstehen und in den geschichtlichen Zusammenhang zu bringen, sagt die 49-Jährige. "Die Bücher der Romantik sind schön, aber erschließen sich vielen nicht." Das sei eben die Herausforderung für das Museum als Bildungseinrichtung: 1500 Jahre Nibelungenlied mit seinen Verästelungen allgemeinverständlich zu machen, "die Gegenstände zum Reden zu bringen."

Inzwischen hängen, liegen und stehen an verschiedenen Standorten im Museum solche Dinge zum Anfassen. Eine Reihe von Metallhelmen zeigt die Entwicklung vom einfachen Nasalhelm aus dem 9. und 10. Jahrhundert bis zum Feuerwehrhelm aus den 60er Jahren. Anfangs schützte nur eine schmale Platte die Nase im Kampf, später verschwand das ganze Gesicht unter Metall, in der Form einer Hundeschnauze nicht unähnlich. Dies erlaubte, wie nun jeder selbst entdecken kann, ein leichteres Atmen als der aus vielen Ritterfilmen bekannte flache Visierhelm. Alle können angefasst, befühlt und aufgesetzt werden.

Das macht nicht nur Kindern Spaß. Männer sind gerade an dieser Station oftmals ebenso mit Begeisterung bei der Sache. Daneben liegen ein Paar geschuppte Eisenhandschuhe zum Überstülpen. Vielleicht liegt gerade in dieser Formgebung der Ursprung für die Sage vom Drachen. Wie auch das Kettenhemd stellvertretend für die Unverwundbarkeit Siegfrieds nach seinem Drachenblutbad steht.

Eine Etage tiefer legen Anke Lyttwin und ihr Team letzte Hand an das Thema "Buch und Feder" an. Das Schreibgerät hat sich im Laufe der Jahrtausende in Design und Technik vom Bambusstift über die Gänsefeder zum Füllhalter geändert. Und dennoch sind Technik und Form im Prinzip geblieben. Solche Mitmachangebote, die, wie Anke Lyttwin sagt, "die Zeit anhalten", gefallen vor allem den Kindern und Jugendlichen, "die Museumsbesucher von morgen. Ich möchte die Neugier wecken. Darin sehe ich eine Chance." Denn wer in seiner Kindheit schlechte Erfahrungen gemacht habe, der gehe auch später als Erwachsener nicht gerne in ein Museum.

Den wissenschaftlichen Status will die Museumsleiterin erhalten, aber die neuen Exponate sollen allgemeinverständlich den Laien weiter ansprechen. Wie das Beutelbuch: In Zeiten ohne Rucksack oder Reisetasche trugen gebildete Menschen, vor allem der Klerus, die Bibel in einem kleinen Sack, der am Gürtel hing. Es kann ebenso befühlt werden wie die verschiedenen Arten von Papyrus über Pergament bis zum Papier. Noch ein Beispiel: Die mittelalterliche Feudalordnung auf einer Übersichtstafel ist trockener Wissensstoff.

Doch wenn der Mensch des 21. Jahrhunderts die unterschiedlichen Kopfbedeckungen ausprobieren kann, also in Rollen schlüpft, dann wird die gesellschaftliche Rangordnung von der Edelfrau bis zur Bäuerin deutlich. Anke Lyttwin: "Mit einer Frau mit Samthut stritt man sich nicht." Allerdings können diese empfindlichen Kopfbedeckungen aus Stoff nur an Sonderveranstaltungen im Siegfriedsaal ausprobiert werden.

(pek)
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