Xanten Jenny Janßen und ihr Traum von Afrika

Xanten · Das 19-jährige Mädchen aus Lüttingen reist als Don-Bosco-Volunteer für ein Jahr nach Ruanda.

 Vor ihrer Reise nach Afrika organisierte Jenny Janßen mit Adriana, Lotte, Mariska, Eva, Maya-Marie und Jule das Kunstprojekt "Karibu".

Vor ihrer Reise nach Afrika organisierte Jenny Janßen mit Adriana, Lotte, Mariska, Eva, Maya-Marie und Jule das Kunstprojekt "Karibu".

Foto: Armin Fischer

Bereits seit ihrer Kindheit ist Jenny Janßen fasziniert von Afrika. Ende August erfüllt sich endlich ihr Traum: Das 19-jährige Mädchen reist für ein Jahr nach Ruanda, leistet dort in der Stadt Butare Freiwilligendienst und gibt Kindern in einem Schulinternat Englischunterricht. Ermöglicht wird dies durch das Programm "Weltwärts" des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Kooperation mit der Hilfsorganisation Don Bosco. In einem langwierigen Bewerbungsverfahren konnte sich das Mädchen aus Lüttingen als sogenannter Don-Bosco-Volunteer qualifizieren.

Wie lange Jenny schon nach Afrika reisen möchte, kann sie gar nicht mehr benennen. "Afrika hat mich schon immer begeistert. Mein Onkel hat eine Frau aus Somalia, deshalb war das Thema auch irgendwie immer da", bemerkte die 19-Jährige. Doch statt der wunderschönen Landschaften und der exotischen Tierwelt interessieren die Abiturientin vor allem die Menschen und Kulturen. "Ich bin ein von Grund auf neugieriger Mensch. Ich freue mich darauf, Neues zu lernen, total Unbekanntes zu erfahren und besonders darauf, mit Menschen zu arbeiten, gleich welcher Hautfarbe, Religion oder Ethnie sie angehören", betonte das Mädchen.

Wichtig ist Jenny dabei, sich von jeglichen Vorurteilen frei zu machen. Denn gerade Europäer, so die 19-Jährige, hätten noch immer ein sehr eingeschränktes Bild von Afrika und seiner Bevölkerung. Als unterschätzter Kontinent werde er oft nur auf Armut und Krankheiten reduziert. Wie vielseitig und reich an Kulturen Afrika sei, welch große Unterschiede es zwischen den einzelnen Ländern gibt, fände dagegen viel zu selten Beachtung, ergänzte Jenny. "Vielen Europäern fällt es schwer, sich auf andere Kulturen einzulassen, dadurch entstehen oft Missverständnisse und Vorurteile", verdeutlichte sie.

So sitzen etwa bei einem Volk in Nigeria die Frauen auf dem Boden, während die Männer im Stuhl sitzen. "Das ist in diesem Fall aber kein Zeichen der Unterdrückung, sondern im Gegenteil der Hochachtung", sagte Jenny. "Nur Frauen haben einen besonderen Kontakt zu der verehrten Göttin der Erde, weil sie wie die Erde Leben hervorbringen. Nur sie haben das Recht auf der Erde zu sitzen, um der Erdgöttin näher zu sein", erklärte die Lüttingerin. Und nur durch die Frau könne der Mann den Kontakt zur Göttin aufnehmen, so der Glaube. Andere Männer zu berühren ist dagegen verboten. "In Tansania wiederrum ist es ganz normal, während des gesamten Gespräches mit seinem Gegenüber Händchen zu halten - auch zwischen Männern, was uns Europäern ja wieder komisch vorkommt", ergänzte Jenny.

Um solche Missverständnisse und Vorurteile abzubauen, initiierte die 19-Jährige das Projekt "Karibu" (Suaheli für Willkommen) in Xanten. Dabei setzten sich Kinder im Alter von neun und zehn Jahren in einem mehrwöchigen Kunstworkshop spielerisch mit dem Kontinent auseinander. Bei einem gut besuchten Afrikafest in der Marienschule wurden die Ergebnisse präsentiert und verkauft. "Mein Ziel ist es, 1800 Euro zu sammeln, um damit das Internat in Butare zu unterstützen. Man könnte zum Beispiel ein Mittagessen in der Schule einführen oder das Freizeitprogramm der Kinder ergänzen", sagte das Mädchen.

Ein Jahr lang wird sie in der Stadt im Süden Ruandas Englischunterricht geben und den Freizeittreff mitgestalten. Angst davor habe sie nicht, bemerkte Jenny, Respekt aber schon. "Hundertprozentig vorbereiten kann man sich nie, und es ist natürlich eine Herausforderung, in einem fremden Land vollkommen auf sich allein gestellt zu sein", erklärte die 19-Jährige. Wahrscheinlich sei zudem, dass sich in der Zeit einige Freundschaften verändern werden. Doch Jenny ist überzeugt: "Wenn man geht, muss man eben ein Stück von sich zurücklassen", resümierte sie.

(beaw)
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