Abschlussbericht zum Schul-Massaker von Newtown Adam Lanza - besessen von Massenmorden

New York · Fast genau ein Jahr nach dem Schul-Massaker von Newtown veröffentlicht die US-Justiz ihren Abschlussbericht. Er zeichnet minutiös den Ablauf der Bluttat nach und befasst sich mit den psychischen Abgründen des Schützen Adam Lanza. Fotos zeigen das Zimmer des 20-Jährigen, die Fenster mit schwarzer Folie abgeklebt. Sein Motiv bleibt ein Rätsel.

Fotos vom Tatort in Newtown und Adam Lanzas Zuhause
11 Bilder

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Die Justizbehörden im US-Bundesstaat Connecticut veröffentlichten am Montag den Ermittlungsbericht (PDF) zu dem Blutbad, bei dem Lanza 20 Kinder und sieben Erwachsene ermordet hatte. Der 20-jährige Einzeltäter, der sich anschließend das Leben nahm, habe aber unter psychischen Problemen gelitten und sei ein Waffenfanatiker gewesen.

"Keine klaren Anzeichen" für ein Motiv

Lanza hatte am 14. Dezember 2012 zunächst seine Mutter im gemeinsamen Wohnhaus erschossen und fuhr dann zur Sandy-Hook-Grundschule. Dort ermordete er dem Abschlussbericht der Staatsanwaltschaft zufolge 26 Menschen in weniger als elf Minuten. "Die Beweise zeigen eindeutig, dass der Schütze sein Handeln geplant hat, darunter die Selbsttötung, aber es gibt keine klaren Anzeichen, warum er das getan hat und warum er die Sandy-Hook-Grundschule ins Visier genommen hat", heißt es.

Der Bericht zeichnet in kalter, nüchterner Sprache den Ablauf des Grauens in dem Schulgebäude nach:

9.35 Uhr: Im Hauptgebäude hören Angestellte der Sandy Hook Elementary School die ersten Schüsse. Lanza feuert in die verschlossenen Glastüren am Eingang. Im Flur sehen sie den Schützen, einen weißen Mann mit Hut, Sonnebrille und einem halbautomatischen Gewehr, Typ AR-15 Bushmaster. Er bewegt sich normal, atmet ruhig, gibt keinen Laut von sich. Sie sehen, wie er im Flur beginnt zu schießen.

Er fuhr mehrere Schulen ab

Lanza erschießt die Direktorin und die Schulpsychologin. Zwei weitere Angestellte wurden auf dem Flut durch Schüsse verletzt. Dann feuerte Lanza in zwei Klassenzimmern um sich. Dabei ermordete er vier Lehrkräfte und 20 Erstklässler. Die Polizei war den Angaben zufolge weniger als vier Minuten nach dem Notruf am Tatort. Eine Minute später erschoss sich Lanza mit einer Pistole vom Typ Glock 20.

Die Untersuchung kam zu dem Schluss, dass der junge Mann mehr als 300 Schuss Munition mit sich getragen habe. Die Waffen habe Lanzas Mutter legal erworben. Anhand von Daten eines Navigationsgeräts stellten die Ermittler fest, dass der Schütze in der Zeit vor dem Massaker verschiedene Schulen in Newtown abfuhr.

Kontakt zur Mutter nebenan nur noch per E-Mail

Lanza habe "gravierende" psychische Probleme gehabt und sei von Massenmorden fasziniert gewesen - darunter der Amoklauf im Jahr 1999 an der Columbine High School im Bundesstaat Colorado mit 13 Toten. Die Ermittler hätten bei Lanza eine Tabelle gefunden, in der dieser Massaker der vergangenen Jahre aufgeführt habe. Auf Fotos deutete der 20-Jährige mit einer Pistole Selbstmord an.

Der Schütze soll den Angaben zufolge Geburtstage, Weihnachten und Feiertage gehasst haben. In den Monaten vor der Tat zog er sich in sein Zimmer zurück und klebte die Fenster mit schwarzen Mülltüten zu. Mit seiner Mutter habe er nur noch per E-Mail kommuniziert - obwohl beide unter einem Dach lebten.

Schärfere Waffengesetze scheiterten im Senat

Das Massaker von Newtown befeuerte die Debatte um schärfere Waffengesetze in den USA. Präsident Barack Obama kündigte ein Reformpaket an und unterzeichnete mehr als 20 Dekrete mit Sofortmaßnahmen gegen die Waffengewalt. Der Großteil der Reform, darunter eine strengere Überprüfung von Waffenkäufern und ein Verbot von halbautomatischen Gewehren, scheiterte aber im April im Senat.

Widerstand leisteten vor allem die Republikaner, die traditionell der mächtigen Waffenlobby NRA nahestehen. Aber auch mehrere Senatoren von Obamas Demokraten aus ländlich geprägten Bundesstaaten stellten sich gegen die Reform. Das Recht auf Waffenbesitz ist in der US-Verfassung verankert. In den Vereinigten Staaten gibt es geschätzte 300 Millionen Schusswaffen im Privatbesitz.

(AFP)
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