Der Entführer von Cleveland Ariel Castro hat offenbar Selbstmord begangen

Washington · Jahrelang hat der Entführer von Cleveland drei Frauen gefangen gehalten, misshandelt und vergewaltigt. Der Fall hat die USA zutiefst schockiert. Nun ist der verurteilte Täter tot. Offenbar war es Suizid.

Die Taten des Cleveland-Entführers Ariel Castro haben die USA schockiert, nun ist er tot. Einen Monat nach seiner Verurteilung zu lebenslanger Haft hat sich Castro offenbar im Gefängnis umgebracht. Er sei erhängt in seiner Zelle gefunden worden, teilten die Strafvollzugsbehörden am Mittwoch in Ohio mit. Castro hatte drei junge Frauen jahrelang in seinem Haus gefangen gehalten, schwer misshandelt und hundertfach vergewaltigt, bis sie im Mai fliehen konnten.

Castros Leiche entdeckten die Wachleute am Dienstagabend gegen 21.20 Uhr (Ortszeit) in seiner Zelle im Gefängnis in Orient südlich von Columbus. Die Sprecherin der Justizbehörde, JoEllen Smith, erklärte, Wächter hätten versucht, den 53-Jährigen wiederzubeleben.
Anschließend sei er ins Krankenhaus gebracht worden. In der Klinik sei Castro für tot erklärt worden.

Castro unter besonderer Beobachtung

Wegen der Aufmerksamkeit für seinen Fall stand Castro den Angaben zufolge im Gefängnis unter besonderer Beobachtung. Alle 30 Minuten wurde nach ihm gesehen. Noch vor einigen Wochen hatten Wächter sogar alle zehn Minuten nachgeschaut. Dies wurde im Juni geändert, weil er nicht mehr als selbstmordgefährdet galt.

Castros Anwälte hatten nach Angaben des Verteidigers Jaye Schlachet bereits vor einiger Zeit versucht, eine psychologische Untersuchung ihres Mandanten durchzusetzen, hatten dabei aber keinen Erfolg. Schlachet gab am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) zunächst keinen weiteren Kommentar ab.

Das Gericht hatte Castro für schuldig befunden, seine drei Opfer - Amanda Berry, Gina DeJesus und Michelle Knight - zwischen 2002 bis 2004 im Alter von 14, 16 und 20 Jahren entführt zu haben. Er hatte sie demnach fast zehn Jahre lang eingekerkert, misshandelt und vergewaltigt. Anfang Mai konnten die Frauen fliehen. Berry hat eine sechsjährige Tochter von Castro.

"Ich war zehn Jahre lang verschwunden"

Im Mai hatte sie sich selbst befreien können und hatte sich mit einem dramatischen Hilferuf an die Polizei gewandt. "Helfen Sie mir!
Ich bin entführt worden und war zehn Jahre lang verschwunden." Die beiden anderen Frauen wurden anschließend befreit. Danach kamen im Prozess grausige Details des Falls ans Tageslicht. Castro hatte jedoch betont: "Ich bin kein Monster. Ich bin krank."

Castros mutmaßlicher Selbstmord war bereits der zweite Fall dieser Art in Ohio binnen einem Monat: Am 4. August war der zum Tode verurteilte Billy Slagle ebenfalls erhängt in seiner Zelle gefunden worden. Nur wenige Tage später hätte er wegen Mordes hingerichtet werden sollen.

(AFP/AP)
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