Armut in Guatemala Ein Leben im Müll

Guatemala-Stadt (RPO). Es ist schier unvorstellbar, unter welchen Bedingungen die Ärmsten der Armen in Guatemala-Stadt leben müssen. Um ihr Überleben zu sichern, kommen sie fast täglich zur großen Müllkippe im Zentrum der Stadt. Auf der Müllhalde suchen sie nach Kleidung, Nahrung, oder Gegenständen, die sich zu Geld machen lassen - unter hohem Risiko für Gesundheit und Leben.

"The Mine" - die Müllkippe von Guatemala-Stadt
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"The Mine" - die Müllkippe von Guatemala-Stadt

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Guatemala-Stadt ist mit einer Million Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte von 4500 Einwohnern pro Quadratkilometer die Hauptstadt Guatemalas. Inmitten der pulsierenden Millionenstadt kämpfen Tag für Tag hunderte Menschen um das nackte Überleben.

Tagesverdienst unter zwei Euro

Metalle, Stoffe, Papier — alles, was sich verkaufen oder wiederverwerten lässt, bedeutet für die Arbeiter auf der Müllkippe, von den Einheimischen auch "The Mine" genannt, einen kleinen Gewinn, der die Existenz sichern kann. Die gefundenen Gegenstände werden entweder selbst verwendet oder weiterverkauft.

Zwischen Scherben, gefährlichen Giftstoffen und einem unerträglichen Gestank leben die "Guajeros" in extremer Armut ohne sanitäre Anlagen oder medizinische Versorgung.

Die Müllhalde liegt direkt bei einem großen Abwasserkanal, an dessen Rändern sich die Müllmassen türmen. Auch in dem tiefen, kontaminierten Wasser suchen die Menschen nach brauchbaren Gegenständen.

Kampf ums Überleben

Schnitte und blaue Flecken am Körper gehören für die Arbeiter auf der Müllkippe zum Alltag. Besondere Gefahren für die "Guajeors" sind plötzliche Regenfälle, die das Rinnsaal auf der Müllkippe schnell zu einem reißenden Fluß anschwellen lassen. Viele Menschen lassen bei solchen Regenfällen jährlich ihr Leben.

2008 starben Dutzende, als ein riesiger Müllberg über ihnen zusammenbrach und unter sich begrub. Drei Jahre zuvor waren mehrere Brände auf der Müllhalde ausgebrochen. Genaue Opferangaben gibt es nicht — der Zutritt auf die riesige Müllhalde wird nicht kontrolliert.

Keine Chance auf Bildung

Die Gründe für ein Leben im Müll sind Arbeitslosigkeit und mangelnde Bildung. Die meisten der "Guajeros" können nicht lesen und schreiben. Ihre Kinder wachsen auf der Müllkippe auf und sehen die Arbeit ihrer Eltern als normal an.

Mittlerweile versuchen die Behörden den Zugang zur Müllhalde zu beschränken und zu kontrollieren. Vor allem Kinder sollen von der gesundheitsschädlichen Arbeit ferngehalten werden. Diese gelangen jedoch immer wieder über unkontrollierte Zugänge auf die Halde und versuchen so weiterhin ein wenig Geld zu verdienen — im Austausch für ihre Gesundheit.

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