Tier war in Feriengebiet eingedrungen Schweiz erschießt Risiko-Bär M13

Chur · Der Bär mit dem Codenamen M13 war eine potenzielle Gefahr für Touristen in der Schweiz geworden. Deshalb musste er sterben. Seit 2012 drang das Tier vermehrt in eine Ferienregion ein und sorgte für Angst und Schrecken.

 Hier tappst der Braunbär M13 noch durch den Schnee in den Schweizer Alpen.

Hier tappst der Braunbär M13 noch durch den Schnee in den Schweizer Alpen.

Foto: dpa, Mario Riatsch

Der Abschuss eines zweiten Bären innerhalb weniger Jahre bewegt die Schweiz. Auf Anweisung der Behörden töteten Jäger das dreijährige Männchen mit dem Codenamen M13 im Ferienkanton Graubünden. Das Tier habe sich zu einem "Risikobär" entwickelt, hieß es am Mittwoch zur Begründung. Tierschützer übten scharfe Kritik.

 Reinhard Schnidrig, Zuständiger für Jagdrecht in dem Kanton, erklärt der versammelten Presse die Gründe für den Abschuss.

Reinhard Schnidrig, Zuständiger für Jagdrecht in dem Kanton, erklärt der versammelten Presse die Gründe für den Abschuss.

Foto: dpa, Jakob Menolfi

Die Tötung des aus Norditalien eingewanderten M13 am frühen Dienstagmorgen im Puschlav-Tal sei "unausweichlich" gewesen, erklärte hingegen das Schweizer Bundesamt für Umwelt (Bafu). Der Bär war schon letztes Jahr mehrfach in Wohngebiete eingedrungen. Im November zertrümmerte er in der Puschlav-Region eine Glastür, drang in ein Ferienhaus ein und fraß dort Kartoffeln.

Auch nach dem kürzlichen Ende seines Winterschlafs hatte der noch junge Meister Petz seine Nahrung immer wieder in Siedlungen gesucht. Dabei sei das Tier mittlerweile Menschen am helllichten Tag gefolgt und habe trotz "Vergrämungsaktionen" keine Scheu gezeigt, hieß beim Bafu.

Tierschutzverbände in Aufruhr

Der Schweizer Tierschutzverband STS erklärte, man sei "entsetzt und enttäuscht". Die Behörden würden der naturliebende Bevölkerung "wohltönende Maßnahmenkonzepte" zum Wildtiermanagement präsentieren.
"Sobald aber das Zusammenleben von Mensch und Wildtier etwas Probleme macht, ist das Tier dem Tod geweiht."

Der World Wildlife Fund (WWF) meinte, es wäre besser gewesen, Maßnahmen zur Abschreckung zu intensivieren. Seit 2006 hätten bereits acht Bären die Schweiz besucht, und es würden auch in Zukunft wieder Jungbären aus dem italienischen Trentino einwandern. "Es kann nicht sein, dass wir Bären töten, nur weil wir unsere Hausaufgaben nicht machen", sagte WWF-Vertreterin Joanna Schönenberger.

Wie mehrere seiner Artgenossen - darunter der 2006 in Bayern erschossene Braunbär JJ1 mit dem Kosenamen Bruno - war M13 von Italien aus gen Norden gewandert. In der Schweiz - ebenfalls in Graubünden - war 2008 zum ersten Mal seit mehr als 100 Jahren ein Bär abgeschossen worden. Dieses Tier mit der Bezeichnung JJ3 war ein Bruder des in Bayern getöteten JJ1.

Verhalten von Muttertier abgeguckt

Schweizer Experten gehen davon aus, dass beide Tiere ihr problematisches Verhalten von ihrer Mutter Jurka gelernt hatten. Jurka war der Abschuss allerdings erspart geblieben: Sie wurde seinerzeit in Italien eingefangen und in ein Gehege gebracht.

M13 war am Ostersamstag 2012 erstmals in der Schweiz gesichtet worden. Zuvor war ihm in Südtirol ein Sender um den Hals gebunden worden. Dieser Sender wurde zerstört, als M13 im Unterengadin von einer Lokomotive Bahn angefahren wurde. Den Unfall überstand er ohne größere Verletzungen.

M13 war der letzte Braunbär aus einem Dreier-Wurf. Auch seine Brüder M12 und M14 hatten auf ihrer Wanderschaft kein Glück. Jungbär M12 wurde im Juni 2012 in Südtirol von einem Auto totgefahren.
Bereits im April war M14 auf der Brenner-Autobahn, nördlich von Bozen, von einem Wagen tödlich verletzt worden.

(dpa/felt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort