Nach Fährunglück vor Südkorea Zahl der Toten auf der "Sewol" steigt auf 146

Jindo · Eine Woche nach dem Fährunglück vor der Küste Südkoreas ist die Zahl der bestätigten Todesopfer auf 146 gestiegen. Es würden noch mehr als 150 weitere Menschen vermisst, teilten die Behörden mit. Es wurde erwartet, dass noch viel mehr Leichen aus der untergegangenen "Sewol" geborgen werden.

 Die Bergungsmannschaften holen weitere Leichen aus dem Wrack.

Die Bergungsmannschaften holen weitere Leichen aus dem Wrack.

Foto: afp, NA/RAB

Hatten Taucher bei der Bergung zunächst noch mit starker Strömung und schlechter Sicht zu kämpfen, konnten sie sich am Wochenende Zugang zum Innern des Wracks verschaffen. Seitdem ist die Zahl der Toten sprunghaft angestiegen. Am Mittwoch suchten die Taucher systematisch dunkle Räume und Schiffsgänge ab.

Die Fähre war am vergangenen Mittwoch mit 476 Menschen an Bord in der Nähe der Stadt Mokpo gekentert und gesunken. Bei den meistern Opfern handelt es sich um Schüler aus Ansan, die auf einem Ausflug zu der Ferieninsel Jeju waren.

Viele Familien harren seit Tagen am Hafen der Insel Jindo aus. Sie hofften nicht länger auf ein Wunder, sondern wollen Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen und sie beisetzen. Per Lautsprecher wurden am Mittwoch Merkmale neu geborgener Leichen verlesen, die in zwei Zelte am Dock gebracht wurden.

Die Wut der Hinterbliebenen richtet sich vor allem auch gegen den Kapitän der "Sewol". Er wurde mit zwei weiteren Crewmitgliedern unter dem Verdacht verhaftet, fahrlässig gehandelt und die Passagiere an Bord zurückgelassen zu haben. Sechs weitere Besatzungsmitglieder wurden am Montag und Dienstag festgenommen.

Vier der Crewmitglieder äußerten sich nach einer Gerichtsanhörung vor Reportern zur Katastrophe. Sie hätten versucht, das Kentern der Fähre früh aufzuhalten, doch "etliche Geräte, etwa das Ausgleichsgewicht, funktionierten nicht", sagten sie am Dienstag. Daher hätten sie die Notlage gemeldet und Rettungsboote auszuwerfen versucht, diese jedoch nicht erreicht, da die Fähre sich da schon zu stark zur Seite geneigt habe.

Präsidentin Park Geun Hye hat dem Kapitän und Teilen seiner Crew mörderisches Fehlverhalten vorgeworfen. Sie hätten das Schiff nicht evakuiert, seien selbst aber als erste entkommen. Zudem wartete der Kapitän, nachdem die Fähre in Schieflage geraten war, eine halbe Stunde, bis er die Evakuierung anordnete.

Der Kapitän begründete sein Zaudern mit dem kalten Wetter und starker Strömung, die Passagiere vor ihrer Rettung fortgetrieben hätte. Doch Schifffahrtsexperten hielten dagegen, dass er die Fahrgäste auch ans Deck hätte beordern können, wo sie eine größere Überlebenschance gehabt hätten.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort