Behörden melden mehr als 100 Opfer Tödlicher Tsunami nach Beben vor Samoa

Pago Pago/Amerikanisch-Samoa (RPO). Meterhohe Tsunami-Wellen haben nach einem heftigen Seebeben im Südpazifik Teile Samoas verwüstet und zahlreiche Menschen in den Tod gerissen. Wenige Stunden nach den Erdstößen am Mittwochmorgen werden aus dem Inselstaat Samoa und dem benachbarten Amerikanisch-Samoa inzwischen mehr als hundert Tote gemeldet. Die Behörden gehen von einer steigenden Opferzahl aus.

So wütete der Tsunami auf Samoa
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Der deutsche Honorarkonsul auf Samoa, Arne Schreiber, sagte am Mittwochmorgen, dass die Gefahr noch nicht vorüber sei. Weiterhin gebe es Erschütterungen auf der Insel, berichtete Schreiber dem Radiosender "Eins Live". Der Honorarkonsul erklärte, mit den Deutschen auf der Insel Kontakt aufgenommen zu haben. Demnach gehe er davon aus, dass es lediglich ein deutsches Ehepaar gebe, das in einem Urlaubsressort von der Flutwelle direkt betroffen war. Der Ehemann erlitt eine Kopfverletzung und wurde im Krankenhaus behandelt.

Das Beben habe morgens gegen sieben Uhr Ortszeit angefangen. Es sei "erschreckend" gewesen, sagt Schreiber, das Beben habe zudem unwahrscheinlich lange gedauert, ungefähr zwei bis drei Minuten. "Wir sind hier Beben gewohnt, das ist nichts ungewöhnliches. Nur eben heute war es wahnsinnig stark und lange."

Obama erklärt Region zum Katastrophengebiet

Nach dem Tsunami hat US-Präsident Barack Obama die Region zum Katastrophengebiet erklärt. Der Präsident habe am Abend erklärt, dass es auf dem Gebiet von Amerikanisch-Samoa eine "große Katastrophe" gegeben habe und habe Bundeshilfen für die Region veranlasst, teilte das Weiße Haus am Dienstag mit.

Bis sechs Meter hohe Wellen

Die Flutwellen machten mehrere Ortschaften dem Erdboden gleich. Menschen und Fahrzeuge wurden ins Meer gespült, Häuser zerstört. Wer sich retten konnte, floh in höher gelegene Gebiete. In einem Krankenhaus auf der Insel Upolu lagen etwa 20 Tote, als ein Reporter der Nachrichtenagentur AP die Klinik besuchte.

Der Nationalparkchef von Amerikanisch-Samoa, Mike Reynolds, berichtete von vier Tsunami-Wellen, die bis zu sechs Metern hoch in den Park geschwappt seien. Das Wasser sei rund eineinhalb Kilometer ins Landesinnere gespült worden. Eine Sprecherin der US-Nationalparkbehörden in Kalifornien teilte mit, Reynolds und seine Kollegen hätten bislang nur ein Fünftel ihrer rund 50 Mitarbeiter gefunden.

"Das ganze Dorf ist ausgelöscht worden"

Auch mehrere bei ausländischen Touristen beliebte Ferienanlagen wurden verwüstet. Die Bewohner und Gäste hätten am Dienstag kaum Zeit gehabt, sich in Sicherheit zu bringen, sagte der Vizeregierungschef Misa Telefoni der australischen Nachrichtenagentur Associated Press. Die Anlagen Sinalei Reef Resort und Coconuts Beach Resort an der Westküste der Hauptinsel Upolu seien von den Flutwellen schwer getroffen worden. Die meisten Anlagen an dieser Küste seien nach vorliegenden Informationen "vollständig zerstört". Nach Zeugenaussage seien die Flutwellen bereits fünf Minuten nach dem Beben über die Küste hereingebrochen, sagte Telefoni.

Die Ortschaft Sau Sau auf Samoa wurde nach Angaben eines neuseeländischen Urlaubers völlig zerstört. "Es ging sehr schnell", sagte der Tourist Graeme Ansell in einem Radiointerview. "Das ganze Dorf ist ausgelöscht worden. Kein einziges Gebäude steht mehr."

Bewohner der Hauptstadt von Samoa, Apia, flohen nach dem Beben im Morgengrauen in Panik aus ihren Häusern. "Es war das stärkste (Erdbeben), das ich erlebt habe, und wir sind nach draußen gerannt", sagte Sulili Dusi einem lokalen Radiosender. "Man hat gesehen, wie die Bäume und Häuser schwankten. Alles ist auf den Boden gefallen, und wir dachten, das Haus stürzt auch ein." Lokale Medien berichteten von mehreren Erdrutschen in der Region Solosolo auf Upolu. Eine eineinhalb Meter hohe Flutwelle schwappte auch etwa 100 Meter weit in die Hauptstadt von Amerikanisch-Samoa, Pago Pago.

Tsunami-Warnung für Japan

Das Beben erreichte eine Stärke bis zu 8,3 und ereignete sich um 06.48 Uhr Ortszeit (19.48 Uhr MESZ Dienstag) in der Nähe der Samoa-Inseln in 35 Kilometern Tiefe unter dem Meeresboden, wie die amerikanische Erdbebenwarte USGS mitteilte. Einwohner in Samoa und in dem zu den USA gehörenden Amerikanisch-Samoa berichteten von mehreren Nachbeben. Für die gesamte Region bis nach Neuseeland wurde eine Tsunami-Warnung herausgegeben. Auch Japan gab am Mittwoch eine Warnung für die gesamte Ostküste aus.

Das Zentrum des Bebens lag laut USGS in der Mitte zwischen dem Inselstaat Samoa, der den westlichen Teil der Inseln umfasst, und derem östlichem Teil, der zu den USA gehört. Die Inselgruppe liegt etwa auf halbem Weg zwischen Hawaii und Neuseeland und wird von rund 200.000 Menschen bewohnt.

(AP/AFP/top)
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