Nürnberg Auktionshaus versteigert Hitler-Aquarelle

Nürnberg (RPO). Das Nürnberger Auktionshaus Weidler versteigert nächste Woche zwei von Adolf Hitler gemalte Aquarelle. Der Katalog für die Versteigerung am 23. und 25. April enthält neben Biedermeiermöbeln, Porzellanfiguren, Nerzmänteln und Bleistiftskizzen von Carl Spitzweg auch die signierten Hitler-Bilder "Gehöft" und "Hoflage am Fluss" aus dem Jahr 1914.

Hitlers Schreibtisch unterm Hammer
5 Bilder

Hitlers Schreibtisch unterm Hammer

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Foto: AP

Das Limit liegt bei jeweils 3500 Euro. Für Auktionator Herbert Weidler ist die Versteigerung ein "ganz normaler Vorgang". Er bezeichnet die Bilder als "Zeitdokumente", vergleichbar mit bis heute genutzten Bauten aus der Hitlerzeit.

Auch das Nürnberger NS-Dokumentationszentrum, der Norisring und der Aufmarschplatz vor dem Nürnberger Volksfest seien bis heute erhaltene, teils kommerziell genutzte "Dokumente" der Nazizeit, argumentiert Weidler. "90 Prozent der Franken" kämen regelmäßig mit diesen Bauten in Berührung. "Zwischen einem Aquarell und einem Gebäude" könne er "keinen großen Unterschied ausmachen", sagt er. Insofern könne er die Auktion "moralisch gut vertreten".

"Künstlerisch eher mäßig"

Freilich bezögen die beiden zur Versteigerung stehenden Aquarelle "Gehöft" und "Hoflage am Fluss" ihren Wert hauptsächlich aus ihrem Status als ebensolche "Zeitdokumente", räumt der Auktionator ein. Künstlerisch seien die Werke als "eher mäßig" zu bewerten. "Hitler war kein besonders guter Maler", sagt Weidler. "Vielleicht untere Mittelklasse."

Eine besondere Zielgruppe gebe es bei der Versteigerung nicht, betont der Auktionator. Bei den Kunden sei "äußerlich keine Gesinnung erkennbar", es handele sich wohl nicht um Nazis. Weidler beschreibt die Interessenten für Hitlers Bilder als "Biedermänner".

Der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, Arno Hamburger, sieht die geplante Auktion gelassen. Die Versteigerung sei "kein Angriff", sagt er. Im Prinzip sei es "egal, was mit dem Krempel passiert" - die Bilder gehörten wie Hitler selbst "auf den Müllhaufen der Geschichte". An der Auktion störe er sich aber nicht.

Die nun zur Versteigerung stehenden Aquarelle waren laut Weidler vor drei Monaten aufgetaucht. Einem den Bildern beigegebenen Begleitschreiben zufolge seien sie 1945 aus einer Münchner Galerie nach Russland gebracht worden, berichtet er. Dort sei damals auch in einer Expertise die Echtheit festgestellt worden. Nun seien die Aquarelle über Polen nach Deutschland zurückgekehrt, das Auktionshaus versteigere die Bilder im Auftrag eines Nürnberger Kunden.

2005 schon mal ein Hitlerwerk versteigert

Bereits im April 2005 hatte Weidlers Auktionshaus ein Werk Hitlers unter den Hammer gebracht. Die damalige Versteigerung sorgte für einigen Wirbel. Die Stadt Nürnberg hatte versucht, die Auktion verbieten zu lassen. Da auf den Gemälden keinerlei Symbole verfassungsfeindlicher Organisationen erkennbar waren, verlief der Verbotsantrag jedoch im Sande.

Nichtsdestotrotz habe er damals keinen großen Gewinn aus der Versteigerung ziehen wollen, betont der Auktionator. Einen Großteil der Versteigerungsprovision habe er damals der Sanierung einer Kirche sowie einer Kirchenburg im Raum Nürnberg zugute kommen lassen, berichtet Weidler.

Damals wechselte das Bild "Bergaden Hohe Göll" für 11 000 Euro den Besitzer. Diesmal rechnet Weidler "nur" mit einem Erlös im vierstelligen Bereich: Die nun angebotenen Aquarelle seien weniger farbig und enthielten weniger Landschaftsbeigaben.

(DDP)
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