Sauerland-Terroristen gestehen "Ganz Deutschland wegbomben"

Düsseldorf (RP). Sie sollen verheerende Anschläge in Deutschland geplant haben: Am Mittwoch gaben die angeklagten Muslime dem BKA ihre Aussage zu Protokoll. Die Geständnisse sollen ein neues Licht auf die Rolle der Geheimdienste werfen.

Die Vernehmung in der JVA Köln-Ossendorf dauert sieben Stunden. Beamte des Bundeskriminalamts (BKA) nehmen die Aussage des Häftlings Daniel Schneider zu Protokoll. "Mein Mandant hat detaillierte Aussagen gemacht", sagt der Düsseldorfer Rechtsanwalt Johannes Pausch. Daniel Schneider ist einer der vier Islamisten, die verheerende Bombenanschläge in Deutschland geplant haben sollen.

Wie unsere Redaktion erfuhr, haben die Angeklagten am Mittwoch zeitgleich Geständnisse abgelegt. In der vergangenen Woche hatten sie sich überraschend zur Aussage entschlossen. Reichlich spät, so die Einschätzung von Bundesanwalt Volker Brinkmann. Der Ankläger findet die Beweislast nach dem bisherigen Prozessverlauf erdrückend.

Durch Abhörprotokolle schwer belastet

Die Muslime werden unter anderem durch Abhörprotokolle des BKA schwer belastet. Die Ermittler hatten die mutmaßlichen Terroristen in einem Auto und in dem zum Bombenbau angemieteten Ferienhaus im Sauerland belauscht. Dabei soll rund 40 Mal das Wort "Anschlag" auf deutsch und arabisch gefallen sein. "Wichtig ist, da müssen welche sterben", wird der Angeklagte Yilmaz zitiert. "Mir wäre es am liebsten: Ganz Deutschland wegbomben."

Als Ziele des Terrors hatten die Islamisten offenbar US-Einrichtungen wie den Luftwaffenstützpunkt Ramstein ins Visier genommen. Aber auch Flughäfen, Bars und Diskotheken waren als Anschlagsorte im Gespräch. Als Zeitpunkt wurde der 11. September diskutiert. "Dann flippen die doppelt aus", hieß es. Die Welt werde "brennen".

Die Täter planten offenbar, ihre Bomben per Handy auszulösen. Die Geständnisse sollen jetzt aufklären, wie die Angeklagten an die Zünder gekommen sind. Dabei soll der Türke Mevlüt K. eine entscheidende Rolle gespielt haben. In einer Istanbuler Moschee soll K. einem Boten 20 Sprengzünder übergeben haben, die in einem Schuhpaar versteckt waren.

Als "Chef" bezeichnet

Der Mann aus der Türkei soll von den Angeklagten als "Chef" bezeichnet worden sein. Angeblich ist Mevlüt K. ein Informant des amerikanischen Geheimdiensts CIA. Der soll in regelmäßigem Kontakt mit einem V-Mann des Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz gestanden haben. Wie früh waren die Geheimdienste informiert? Sind sie ein zu hohes Risiko eingangen?

Der zum Islam konvertierte Angeklagte Daniel Schneider hat laut Anklage bei seiner Festnahme auf einen Polizisten geschossen. Nächste Woche will er in seiner Aussage vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht darauf verweisen, nicht gezielt gefeuert zu haben. "Der Vorwurf des versuchten Mordes lässt sich danach nicht halten", sagt Verteidiger Pausch. Er hofft, eine lebenslange Haftstrafe abwenden zu können.

Den anderen Angeklagten droht eine Maximalstrafe von 15 Jahren. Die Verteidiger hoffen, dass die Geständnisse strafmildernd wirken. "Strafmilderung ist in der Regel dann möglich, wenn das Geständnis eines Täters von Reue und Einsicht getragen ist", sagt Gerichtssprecher Ulrich Egger. Der Angeklagte Adem Yilmaz ist bislang vor allem durch Provokationen aufgefallen. "Ich stehe nur für Allah auf", sagte Yilmaz zur Begründung, warum er sich zum Prozessauftakt nicht von seinem Sitz erhob.

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