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Denkwürdiger Auftritt im U-Ausschuss Gustl Mollath rechnet mit Justiz und Psychiatrie ab

Eigentlich sollte Gustl Mollath nur ein paar Fragen beantworten. Doch der wohl bekannteste Psychiatriepatient der Republik nutzte seinen Auftritt vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags für eine Generalabrechnung mit Justiz und Behörden.

 Gustl Mollath wurde gegen seinen Willen jahrelang in der Psychiatrie festgehalten.

Gustl Mollath wurde gegen seinen Willen jahrelang in der Psychiatrie festgehalten.

Foto: dpa, Peter Kneffel

Der seit sieben Jahren gegen seinen Willen in der Psychiatrie festgehaltene Gustl Mollath hat seinen Auftritt vor dem Landtags-Untersuchungsausschuss für eine Generalabrechnung mit Justiz, Steuerbehörden und der Psychiatrie genutzt. Weder Steuerfahnder noch Staatsanwälte hätten damals auf seine schlüssigen Hinweise auf Schwarzgeldgeschäfte der HypoVereinsbank reagiert, beklagte er am Dienstag in München. "Auf meine Schreiben hin, hat niemand mit mir Kontakt aufgenommen." Zugleich prangerte er die seiner Ansicht nach unerträgliche Unterbringungssituation im psychiatrischen Krankenhaus in Bayreuth an.

Der gefasst und diszipliniert wirkende 56-jährige Nürnberger berichtete etwa von wiederholten nächtlichen "Stuben-Kontrollen" des Klinikpersonals. Der mehrfach in der Nacht auf ihn gerichtete Taschenlampenstrahl wecke ihn stets. "Ich leide dadurch massiv unter Schlafmangel." Er habe dort Dinge erlebt, die er seinem ärgsten Feind nicht wünsche, unterstrich er vor den Ausschussmitgliedern.

"Sollte ich lebenslang in Sicherungsverwahrung bleiben müssen, wünsche ich mir eine Unterbringung in einem ordentlichen Gefängnis", sagte Mollath. Die Bedingungen seien dort sicherlich erträglicher als in der geschlossenen psychiatrischen Klinik.

An die anwesenden Landespolitiker appellierte er, die rechtlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Der Freistaat Bayern könnte damit zugleich erhebliche Kosten sparen: "Die Unterbringung in einem normalen Gefängnis wäre etwa nur halb so teuer wie in der Psychiatrie." Derzeit koste seine Unterbringung in der Psychiatrie rund 100 000 Euro im Jahr.

Mollath überraschte mit dem Hinweis, er habe weiteres belastendes Material in Frankreich und der Schweiz deponiert. Ein anderer Teil sei bei der Versteigerung seines Hauses abhandengekommen.

2006 war Mollath wegen vermuteter Gemeingefährlichkeit in die Psychiatrie eingewiesen worden - weil er laut damaligem Urteil seine Frau schwer misshandelt und die Reifen Dutzender Autos zerstochen habe. Mollath selbst und viele seiner Unterstützer glauben, er sei Opfer eines Komplotts seiner früheren Ehefrau und der Justiz, weil er Schwarzgeldgeschäfte in Millionenhöhe aufgedeckt habe.

Hart ins Gericht ging Mollath mit dem inzwischen pensionierten Vorsitzenden Richter beim Landgericht Nürnberg-Fürth, der seine Unterbringung in der Psychiatrie trotz Freispruchs angeordnet hatte.
Der Richter sei ihm gegenüber voreingenommen und aggressiv gewesen.

An den Vorwürfen gegen seine Frau hielt Mollath weiter fest, obwohl sie diese Vorhaltungen in einem am Dienstag veröffentlichten Zeitungsinterview bestritten hatte. Mollath erklärte, anfänglich habe die Bankerin im Auftrag ihres Arbeitgebers - der HypoVereinsbank - illegal Schwarzgelder von Bankkunden in die Schweiz geschafft, später sogar hinter dem Rücken der Bank solche Transfers eingefädelt.

Mollaths Ex-Frau bestritt unterdessen in einem Interview mit dem "Nordbayerischen Kurier" (Dienstag), dass Schwarzgeld-Schiebereien jemals ein Thema zwischen ihr und ihrem Ex-Mann waren. Das Thema sei erst aufgekommen, nachdem sie ihn verlassen habe. Grund für die Trennung seien vielmehr wiederholte Gewaltausbrüche gewesen. Mollath selbst bestreitet bis heute, gewalttätig gewesen zu sein.

(dpa/pst)
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