Comic-Helden auf der Anklagebank Kongolese bringt "Tim & Struppi" vor Gericht

Brüssel (RP). Er ist mutiger als Indiana Jones, gelassener als James Bond und ritterlicher als Ivanhoe: So überschwänglich charakterisierte ein französisches Magazin jüngst den rasenden Reporter Tim. Die Abenteuer des Comic-Helden mit der blonden Haartolle begeistern seit Jahrzehnten Fans rund um die Welt. Doch nun muss der jungenhafte Held auf die Anklagebank.

 Wie politisch korrekt sind Tim und Struppi?

Wie politisch korrekt sind Tim und Struppi?

Foto: AFP

Mit seinem Hund Struppi legt das kultige Cleverle Schurken das Handwerk und verhilft dem Guten zum Sieg. Dennoch will der in Belgien lebende Kongolese Bienvenu Mondondo das Heft "Tim im Kongo" aus den Läden verbannen. Der Grund: Rassismus. Das Buch strotze nur so von Klischees und erwecke den Eindruck, Schwarze seien minderwertig, meint der 41-Jährige.

Es geht nicht um das Originalheft aus dem Jahr 1931. Hergé machte 1946 eine "entschärfte" Neufassung in Farbe, die bis heute zu kaufen ist. Dennoch ist der Band gekennzeichnet von afrikanischer Naivität und europäischem Hochmut: Die Schwarzen ähneln Schimpansen, können weder ordentlich sprechen noch rechnen. Sie erscheinen leichtgläubig, ängstlich und primitiv.

Kläger Mondondo will die belgischen Richter überzeugen, das Kult-Buch aus dem Verkauf zu nehmen. In Großbritannien erzielte er einen Teilerfolg. Dort wird "Tim und Struppi" mit einem "Warnhinweis" auf möglicherweise anstößigen Inhalt verkauft. Der Band gehöre in ein Museum mit der Warnung "altmodisches, rassistisches Geschwätz", beklagte dort 2007 die Kommission gegen rassistische Diskriminierung.

Die Klage schadete dem Comic in keinster Weise. Das Buch schnellte von Platz 4343 auf fünf der Bestseller-Liste des Buchversandes Amazon.

(RP)
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