Düsseldorf Wenn Mama wieder an die Uni geht

Düsseldorf · ARD-Tragikomödie über eine Frau, die mit Mitte 40 endlich ihren Lebenstraum verwirklichen will.

Meistens ist aus Sicht der Männer in Beziehungen alles in Butter - weshalb sie prompt aus allen Wolken fallen, wenn sich ihre Frauen umorientieren. Bei dem Berliner Ehepaar Catrin (Nele Mueller-Stöfen) und Frank (Jochen Horst) ist es genauso. Dramaturgisch geschickt beginnt "Besser spät als nie" mit Szenen, die mit einer Super-8-Kamera gedreht wurden. Sie belegen, dass einst alles ganz anders geplant war. Vor knapp 25 Jahren wollten beide Kinder und Karriere unter einen Hut bekommen, aber dann kam es zur klassischen Rollenverteilung: die Karriere für Frank, Haushalt und Kinder für Catrin, die ihr Medizinstudium damals abgebrochen hat. Ihre früheren Träume verwirklicht nun Tochter Annika (Helen Woigk), die wie einst die Mutter ebenfalls in Marburg studiert. Kind Nummer zwei, der 16-jährige Philipp (Paul Falk), ist aus dem Gröbsten raus.

Als Catrin ihre Tochter in die hessische Unistadt fährt, überkommt sie an alter Wirkungsstätte die Lust, das Studium fortzusetzen. Autor Stefan Kuhlmann findet dafür einen schönen Dialog zwischen Catrin und Tim (Daniel Fritz), dem gut gebauten WG-Mitbewohner ihrer Tochter. Er zerstreut ihre Furcht, der Zug sei doch längst abgefahren: "Wo ist das Problem? Nehmen sie den nächsten!" Und so geschieht es auch, allerdings sehr zum Missfallen von Frank, der seiner Frau vorwirft, sie zerstöre das gemeinsame Glück. Natürlich lässt sich seine Haltung nachvollziehen, schließlich brauchte er an häusliche Herausforderungen bislang keinen Gedanken zu verschwenden. Die Entfremdung eskaliert, als Frank nach Marburg kommt, wo Catrin gerade Tims Anziehungskräften erlegen ist.

"Besser spät als nie" ist in jedem Fall sehenswert: Nele Mueller-Stöfen verkörpert Catrins Sehnsucht ebenso glaubwürdig wie ihr Bedauern über die Konsequenzen. Außerdem ergänzt Autor Kuhlmann die Geschichte durch witzige Nebenhandlungen.

Ärgerlich ist allein der großzügige Einsatz von Frauenpop, der für die emotionalen Vorzeichen sorgen soll. Eine Unart, die in Filmen dieser Art langsam inflationäre Züge annimmt.

"Besser spät als nie", ARD, 20.15 Uhr

(RP)
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