"Ah, eine Patchwork-Familie. Na, macht ja nichts", sagt Nachbarin Peggy (Rike Schmid), die samt geschniegeltem Gatten Thilo (Oliver Wnuk) und den gemeinsam gezeugten Kindern noch während des Einzuges der Hellers unverhofft in der Türe steht. Augenblicklich ist man per Du, und gleich am ersten Morgen werden die Kinder der Hellers zu ungemein praktischen Fahrgemeinschaften genötigt. Alsbald sagt Klara zur Mama: "Ich gehe nie wieder zur Schule". Auf deren besorgte Frage "Warum denn nicht?" antwortet das von den Schulkameraden gemobbte Kind: "Weil ich zu doof bin."

Da weiß Nachbar Thilo Rat: "Wenn man sein Kind nicht von Anfang an mit Wissen bombardiert, dann wird da nur ein Sachbearbeiter draus." Die perfekten Nachbarn also, die alles richtig machen und alles besser wissen. Der reinste Alptraum. Alles wird allzu vorbildlich erklärt und organisiert, und alles das, was Kinder ausmacht, wird gnadenlos unterdrückt. Und das Schlimmste: Dieses ungesunde Verhalten färbt auf die gerade hinzugekommene Familie ab, die sich gefälligst schön anzupassen hat. Druck am Arbeitsplatz und in der Schule, Kontrolle durch die Nachbarn - das ist Stress pur.

Die Schauspieler machen ihre Sache ordentlich, doch ist der Film von Regisseur Lars Jessen ("Butter bei die Fische") ziemlich harmlos ausgefallen und hätte gerne deutlich böser werden dürfen. Immerhin sind einige Dialoge hübsch überspitzt, und so ist stellenweise zu sehen, wie albern es wirkt, wenn Eltern von ihren Kindern alles fordern, nur um selber ein perfektes Paar abzugeben. Insofern könnte man diesen Film als ein Plädoyer für mehr Entspannung hinsichtlich der Erwartungen an sich selbst und an die eigenen Kinder ansehen.

"Bloß kein Stress", ZDF, Do., 20.15 Uhr