Berlin Ein Schwabe muss in den Pott

Berlin · In der Komödie "Brezeln für den Pott" prallen Mentalitäten aufeinander. Das ist am Ende ein Gewinn.

"Gottes schönste Gabe ist der Schwabe". Oder "Alles kann der Schwabe - außer Hochdeutsch". Das sind Sprüche, die vom Selbstwertgefühl der für Fleiß und wirtschaftlichen Erfolg bekannten Bewohner des "Ländle" künden. Als einen Repräsentanten dieser Spezies muss man sich Familienvater Roland Reuter (Hans-Jochen Wagner) vorstellen. Der leitende Angestellte einer Stuttgarter Backwarenfabrik wird zum Leidwesen seiner kunstsinnigen Ehefrau ins Ruhrgebiet nach Duisburg geschickt, um die dortigen Umsatzzahlen wieder flott zu machen.

Die Komödie "Brezeln für den Pott" zeigt, wie fruchtbar solche Zwangsbegegnungen am Ende sein können. Das Spiel mit den Länderklischees fällt dabei angenehm differenziert aus. Ein Vergleich mit "Willkommen bei den Sch'tis", dem französischen Kinoerfolg von 2008 über Vorurteile zwischen Nord- und Südfranzosen, liegt nicht ganz fern. Ironie und Augenzwinkern kommen auch hier nicht zu kurz.

Im kalten Herbst muss Großbäckerei-Manager Reuter im Duisburger Stadtteil Meiderich nicht nur lernen, Verständnis für seine in Stuttgart gebliebene Gattin Sybille (Ulrike C. Tscharre) und die pubertierende Tochter Lea (Vita Tepel) aufzubringen. Sondern auch, sich nach anfänglichen Brachialauftritten als Chef mit der scheinbar gänzlich anderen Mentalität auseinanderzusetzen. Dabei helfen dem Manager pointiert verkörperte Typen, von denen etliche Namen polnischer und türkischer Einwanderer tragen - seien es sein ihm ergebener Assistent Grabowski (Marian Meder) oder der aufmüpfige Azubi Cem Yildirim (Daniel Popat), seine lebensfrohe Sekretärin Marita Watzke (Katharina Abt) oder die Bier und Schnaps trinkende Bande vom Taubenzuchtverein.

Mögen die Probleme im Revier auch häufig wahrhaft drückend sein, die Menschen halten zusammen. Man packt an, hilft einander, zeigt jede Menge Familiensinn. Dass aber auch ein Schwabe mehr kann als nun in Duisburg wieder einmal höchst erfolgreich arbeiten, zeigt Wagner, der selbst Schwabe ist. Verhalten und teilweise schräg schillert sein schwäbischer Manager zwischen Verstand, Routine und verborgenem Gefühl.

"Brezeln für den Pott", ARD, 20.15 Uhr

(dpa)
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