"Polizeiruf 110" aus Rostock Ein Familienvater läuft Amok

Rostock · Das Rostocker "Polizeiruf"-Duo König und Bukow versuchen, kleine Kinder vor ihrem Vater zu retten. Eines sei vorweg gesagt: Dieser "Polizeiruf" ist nichts für schwache Nerven. Man muss mitansehen, wie ein Familienvater die Menschen umbringt, die er liebt.

Szenenbilder aus "Polizeiruf: Familiensache"
10 Bilder

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Der neue Rostocker "Polizeiruf" "Familiensache" beschäftigt sich mit dem heiklen Thema des erweiterten Selbstmords. Ein Familienvater rastet aus und bringt nach und nach seine Frau und die Kinder und alle um, die sich ihm in den Weg stellen. Solche Fälle kommen auch in der Realität vor — und sie sind fast immer unbegreiflich. Was geht in einem solchen Menschen vor? Was muss passieren, damit aus einem unbescholtenen Mann ein Amoktäter wird?

Das versucht der Autor und Regisseur Eoin Moore zu ergründen. Das Ergebnis ist beklemmend. Der Zuschauer leidet mit, wenn die Kommissare Bukow (Charly Hübner) und König (Anneke Kim Sarnau) immer mehrmals scheitern, diesen Mann zu stoppen. Während die Beamten alles daran setzen, den nächsten Schritt des Amoktäters vorzuempfinden, kommen sie zu spät. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit und einen Mann, dem alles egal ist. "Der will nicht fliehen, der will das zu Ende bringen — alles andere ist ihm egal", sagt König.

Dieser Krimi führt zwangsweise auch dazu, dass man sich vor dem Bildschirm ärgert, wie langsam die Kripo vorankommt, wie viele Opfer das kostet, und dass die einzige Angehörige, die helfen könnte, zu geschockt ist, um etwas Nützliches beizusteuern. Man will sie schütteln und zur Raison bringen.

In der Geschichte ist eine zweite Ebene eingezogen — das private Gefühlschaos von Kommissar Bukow. Seit mehreren Folgen wissen die Zuschauer, dass Bukows Ehefrau Vivien und sein Partner Volker eine Affäre miteinander haben. Während sie inzwischen bereit wäre, ihrem Ehemann alles zu gestehen und ihn zu verlassen, sieht Volker die ganze Sache nicht so ernst. Bukow spürt, dass etwas nicht in Ordnung ist und lässt sich zeitweise so davon ablenken, dass er den Fall gefährdet.

Doch auf seine Kollegin König ist Verlass. Mit ihrem psychologischen Gespür ist sie die Einzige, die den Täter durchschaut. Die Darsteller, allen voran Andreas Schmidt als Amok laufender Familienvater, sind großartig. Dieser Fall ist das Gegenteil eines "Whosdunnit"-Krimis — doch gerade das macht es so schwer, ihn zu ertragen. Man weiß im Gegensatz zu den Kommissaren, welche weiteren grausamen Taten der Familienvater plant.

"Polizeiruf 110: Familiensache", ARD, So., 20.15 Uhr

(RP)
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