Moderator im Kreuzfeuer der Kritik Günther Jauch ist manchen Gästen nicht gewachsen

Die jüngste Ausgabe seiner Talkshow endete für Günther Jauch in einem Waterloo. Als Moderator stieß er bei der Konfrontation mit dem Hochstrom-Prediger Imam Abdul Adhim Kamouss an seine Grenzen. "Vorgeführt", "überfordert", urteilten Kritiker. Nicht zum ersten Mal.

Jauch empfängt die Kachelmanns
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Als die ARD im Juni 2010 mit Triumphgeheul vermeldete, dass künftig Talk-Superstar Günther Jauch den Polit-Talk am Sonntag übernehmen würde, waren schnell die Unkenrufe zu hören. Ob Jauch denn nicht viel zu viel Entertainer sei und viel zu wenig ernsthafter politischer Journalist sei, raunten die Kritiker.

Die Ereignisse am Sonntagabend bei der Sendung zum Thema "Gewalt im Namen Allahs — wie denken unsere Muslime?" dürften die Zweifler im Nachhinein als Bestätigung verstehen.

Auch Kritiker in den Medien urteilten schonungslos. Aus Sicht des Tagesspiegel lief die Sendung "völlig aus dem Ruder." Stern.de sprach Jauch die Qualität ab: "An Themen dieser Couleur beweist sich, wer zu den Meistern seines Fachs gehört. Jauch tut es nicht." Bild beschrieb den "Untergang eines Moderators", die Welt diagnostizierte maximale Hilflosigkeit.

Der Fall legt schonungslos Jauchs Schwächen offen. Schon mehrfach stieß er in Diskussionen an seine Grenzen. Dies geschah immer zuverlässig dann, wenn sich ideologisch aufgeladene Gäste dem Gespräch verweigerten, um sich lieber ihrer Selbstdarstellung zu widmen.

Drei Beispiele

September 2014: Der redegewandte und unerschrockene Prediger Imam Abdul Adhim Kamouss quatscht Jauch und seinen zaghaften Widerstand ("Herr Kamouss, Herr Kamouss, Herr Kamouss...") an die Wand. "Gegen eine Propaganda-Maschine kommen Sie in einer Talkshow nicht an", sagt Medienwissenschaftler Norbert Bolz, der den Abend via "Bild" als "Super-Gau" einordnet. Ein vernichtendes Urteil, das vor allem den Moderator trifft.

September 2013: Es ist Wahlkampf. Bei Jauch sitzen Schlachtrosse, die sich bestens auf Eigen-PR-verstehen. Bahr, Gabriel, von der Leyen, Wagenknecht. Die höflichen Fragen Jauchs lassen sie an sich abperlen. Und so sah der teuerste Moderator der ARD zu, wie die nach ihm benannte Sendung im Krawall versank.

Oktober 2012: Die Ausgabe mit Kachelmann war wohl Jauchs bisheriger Tiefpunkt. Die Symptomatik gleicht sich: Wer entschlossen auftritt, kann ihm das Heft aus der Hand nehmen. Ungestört ließ er die Kachelmanns die deutsche Justiz attackieren und Ex-Bild-Chef Hans-Hermann Tiedje zurückgiften ("Wetterfuzzi", "mieser Charakter").

Unterstützung erhielt Jauch nach der Sendung allerdings von jemandem, der sich sonst in Diskussionen gut behaupten kann: Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, Dauergast in deutschen Talkshows und nie um einen flotten Spruch verlegen, zeigte sich verständnisvoll: "Es ist leichter die Niagarafälle trocken zu legen als diesen Imam zu stoppen", sagte der Christdemokrat "Bild".

(pst)
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