Nachlese zu "Polizeiruf 110: Im Schatten" Koks, Burner-Handys und die Mafia in Rostock

Düsseldorf · Im "Polizeiruf 110: Im Schatten" mussten sich die Rostocker Kommissare mit mörderischen Mafiosos auseinandersetzen. Eine Nachlese des Falles, der sich an einer echten Strafttat aus dem Mafiamilieu orientiert.

"Polizeiruf 110": Im Schatten
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Was sind "Burner"-Handys?

Im "Polizeiruf 110" aus Rostock wurden am Sonntagabend etliche Sim-Karten vernichtet, damit die Kontakte und Gespräche der 'Ndrangheta-Mitglieder bei einer Überwachung für die Behörden nicht so leicht nachzuvollziehen waren. Profilerin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) sprach in diesem Zusammenhang von "Burner"-Handys. Was aber ist damit gemeint?

Von "Burner Phones" spricht man vor allem im englischen und amerikanischen Raum. Gemeint sind damit sogenannte Wegwerf- oder Prepaidhandys. Sie werden in der Regel nur für einen einzigen Anruf genutzt und dann vernichtet, damit keine Spuren hinterlassen werden. In Krimis heißt es dann meist bei der Auswertung von Telefondaten von Verdächtigen oder Opfern "Der Anruf kam von einem Prepaidhandy". Als Zuschauer weiß man dann schon, dass die Chancen, den Anrufer zu ermitteln gleich null sind.

Vor rund vier Jahren entwickelte ein US-amerikanisches Start-Up-Unternehmen namens "Burner" eine App, mit der man für kurze Zeit eine Einweg-Telefonnummer benutzen kann. Die "Burner-App" schaltet sich beim Anruf wie eine Brücke zwischen die Verbindung der beiden Gesprächspartner. Im normalen Gebrauch ohne die App kann der Kunde seine gewöhnliche Nummer weiterbenutzen. Um illegalen Machenschaften vorzubeugen, wollte das Unternehmen Nutzerdaten aber archivieren und im Verdachtsfall herausgeben.

Was war der beste Spruch?

Ist eigentlich ein kurzes Gedicht von Bukow: "Mein Gott, ich bin besoffen / das macht Frau König ganz betroffen."

Was war die beste Szene?

Das Feierabend-Schnapsbesäufnis von Bukow und König, bei dem sich die beiden erstmals näher kamen. Katrin König war für ihre Verhältnisse sehr gelöst. Doch war die angeheiterte Profilerin noch nüchtern genug, den zum Küsschen bereiten Kollegen zu stoppen. Am nächsten Morgen war sie zwar noch leicht verkatert, ansonsten aber wieder so abgeklärt wie eh und je. Sehr zum Leidwesen von Bukow, der die verpasste Chance bedauerte und sich fragte, ob die beiden jemals zueinander finden werden.

Welcher wahre Fall steckt hinter dem Polizeiruf?

Vorbild waren die Mafia-Morde von Duisburg. Am 15. August 2007 wurden sechs Menschen vor einem italienischen Restaurant in Duisburg erschossen. Die Opfer waren Italiener im Alter von 16 bis 39. Die Tat stand in Zusammenhang mit einer Fehde zweier verfeindeter Familien der Mafiaorganisation 'Ndrangheta. Es dauerte jedoch vier Jahre, bis die Täter gefasst und verurteilt waren.

Offensichtlich inspiriert wurde das Drehbuch von Florian Oeller zudem von dem Erfolgsbuch "Zero Zero Zero" des italienischen Investigativjournalisten Roberto Saviano, der darin die Vorliebe der 'Ndrangheta für den Rostocker Hafen und die Unzulänglichkeiten der deutschen Gesetzgebung beschrieb, die Ermittlern eine Strafverfolgung der Mafiosi quasi unmöglich macht.

Was sollte der Titel bedeuten?

"Im Schatten" lautete der mehrdeutige Titel. Zu verstehen ist er als eine Anlehnung an die vor Öffentlichkeit und Justiz verborgene Parallelwirtschaft, die aber reale Auswirkungen auf das Leben eines jeden Einwohners hat, erklärte Drehbuchautor Florian Oeller.

Welches Wort haben wir im "Polizeiruf" gelernt?

Koksschwalbe. Eine Frau, die als Drogenkurier zwischen einem der größeren und einem ganz kleinen Dealer fungiert und in diesem Fall auf einem Motorroller unterwegs war.

Wie kam Rostock weg?

Die Stadt wirkte extrem grau, deprimierend und kriminell. Der Hafen als Umschlagplatz für Drogengeschäfte und dubiose italienische Restaurants machten das Bild.

(leb)
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