Im Alter von 85 Jahren: Filmemacher Michael Verhoeven gestorben
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Stockholm Nobelpreisträger Tranströmer gestorben

Stockholm · Als endlich die Welt auf ihn aufmerksam wurde, war seine Schaffenskraft längst versiegt. Zehn Jahre zuvor hatte ihn ein Schlaganfall der Sprache beraubt. Und so dankte der im Rollstuhl sitzende Tomas Tranströmer seinem König Carl XVI. Gustav wortlos, aber lachend, als er vor vier Jahren den Literaturnobelpreis entgegennahm. Gestern ist der schwedische Lyriker mit 83 Jahren gestorben.

Tranströmer gehörte zu den ungewöhnlicheren Nobelpreisträgern. Einer, dessen Gesamtwerk auf insgesamt nur 250 Seiten kam, der die Sprache so weit entschlackte, dass von ihr nur ein Gerippe ohne Satzzeichen übrigblieb. Das alles war schön, kraftvoll und immer mehr als nur ein poetischer Augenblick. In seinem letzten Band veröffentlichte er nur noch Haikus, absichtslose Verse, streng gebaut und knapper denn je. Das war 2004, als seine Krankheit nur noch solche Kurzformen zuließ.

Tranströmer arbeitete als Psychologe an der Jugendstrafanstalt von Roxtuna. Die Begegnungen mit seinen Klienten dürften ihn gelehrt haben, wie viel Unbekanntes dem Menschen innewohnt. Dass der eigenbrötlerischen Lyriker nie auf Bestsellerlisten zu finden war, darf nicht als Indiz der Bedeutungslosigkeit gelten. In 60 Sprachen wurden seine Gedichte übertragen. Zudem soll sein Einfluss auf die Weltliteratur nach wie vor groß sein. Dabei ist seine Lyrik keine leichte Kost, sie ist oft derart komprimiert, dass sich ihre Verse zu schillernden Geheimnissen verpuppen.

Tomas Tranströmer war unter Experten schon viele Jahre als Nobelpreiskandidat gehandelt worden. Als er ihn dann bekam, roch es arg nach Wettbetrug, weil damals kurz vor der Bekanntgabe seine Quote in einem britischen Wettbüro unerwartet nach oben schoss.

(RP)
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