Seoul Südkorea: 300 Vermisste nach Fährunglück

Seoul · Eine Fähre mit rund 460 Menschen an Bord, darunter vor allem Schüler, ist vor der Küste Südkoreas gesunken. Fast 300 Menschen gelten als vermisst. Die Küstenwache befürchtet, dass zahlreiche Passagiere eingeschlossen sind.

Es ist das furchtbare Ende eines Schulausflugs: Beim Untergang einer Fähre vor Südkorea könnten fast 300 Menschen ums Leben gekommen sein, darunter viele Schüler. Mehr als 280 der rund 460 Menschen an Bord werden noch vermisst. Fast 180 seien gerettet worden, berichtete die Zeitung "The Korea Herald". Die Rettungskräfte rechnen kaum noch mit Überlebenden. Wegen der Wassertemperatur von zwölf Grad und der Tiefe seien die Chancen sehr gering, berichteten Einsatzkräfte. Die Küstenwache befürchtet, dass viele Passagiere im Inneren des Schiffs eingeschlossen wurden. Die Behörden bestätigten bis gestern Abend sechs Tote.

Auf dem Schiff waren mehr als 300 Schüler. Die Ursache des Unglücks vor der Südwestküste war noch unklar, möglicherweise lief es auf einen Felsen. Gerettete Passagiere erzählten von einem lauten Knall, bevor das Schiff Schlagseite bekommen habe. Die Fähre "Sewol" war auf dem Weg von Inchon auf die Ferieninsel Cheju in Seenot geraten.

Nachdem die Besatzung um etwa 9 Uhr einen Notruf abgesetzt hatte, lief eine groß angelegte Rettungsaktion an, an der sich auch Fischerboote beteiligten. Starke Strömung und schlechte Sicht unter Wasser behinderten die Rettungsarbeiten. Auf Fernsehbildern ist zu sehen, wie Mitglieder einer Spezialeinheit der Marine nach dem gesunkenen Schiff tauchten.

Mehr als 100 Schiffe und Flugzeuge der Marine und Küstenwache suchten das Gebiet um die Unglücksstelle vor der Insel Chindo ab, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap. Staatspräsidentin Park Geun Hye drängte wegen der heranbrechenden Nacht zur Eile. Sie sei "tief bestürzt", sagte Park.

Bei den bisher bestätigten Todesopfern handelt es sich den Angaben zufolge um eine Angestellte des Schiffsbetreibers sowie zwei Schüler. Über die Identität der weiteren Toten lagen zunächst keine Angaben vor. Die Schüler gehörten zu einer Ausflugsgruppe der Danwon-Oberschule aus der Seouler Vorstadt Ansan. Das Fernsehen zeigte Bilder von verzweifelten Vätern und Müttern, die sich in der Schule versammelt hatten oder in die Häfen im Südwesten des Landes geeilt waren. Sie alle hofften auf Lebenszeichen ihrer Kinder. "Ich hörte ein laut pochendes Geräusch, bevor das Schiff stoppte", sagte ein Schüler per Telefon dem Kabelsender YTN. Nach dem Sprung ins Meer sei er zusammen mit anderen zu einem Rettungsboot geschwommen, sagte ein anderer Schüler. Über die Wetterlage herrschte Unklarheit: Einige Medien berichteten, es sei zur Unglückszeit nebelig gewesen.

Der Rundfunksender KBS berichtete unter Berufung auf einen Beamten der Küstenwache, dass das Schiff aus noch ungeklärten Gründen auf der viel befahrenen Fährstrecke möglicherweise außerhalb der normalen Route gefahren sei.

Auf dem Schiff waren nach Angaben des Krisenstabs 459 Menschen - anfangs war von mehr als 470 die Rede gewesen. Die Behörden in Südkorea hatten kurz nach dem Untergang auch eine andere Vermisstenzahl angegeben. Die zunächst genannte Zahl von 100 Menschen habe aufgrund von Fehlberechnungen korrigiert werden müssen. Die im Jahr 1994 gebaute Fähre konnte den Berichten zufolge mehr als 900 Passagiere und 130 Autos aufnehmen. Das 6835-Tonnen-Schiff war 146 Meter lang und 22 Meter breit. Seit Anfang 2013 befuhr es die Strecke zwischen Inchon und Cheju.

(dpa)
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