Trotz schlechten Abiturs Über Umwege zum Studium

Berlin/Dortmund (RPO). Wer ein schlechtes Abitur hat und deswegen um die Zulassung an einer Hochschule fürchtet, kann sein Glück über zahlreiche Umwege versuchen. Neben der klassischen Bewerbung an einer Universität gibt es verschiedene Alternativen für angehende Hochschüler jenseits des Einser-Schnitts.

Im Wintersemester 2005/06 hatten wir 25.000 Bewerbungen auf 4000 Studienplätze“, sagt Joachim Baeckmann von der Studierendenverwaltung der Humboldtuniversität in Berlin und erklärt so die aktuelle Situation bei der Vergabe von Studienplätzen. Abgelehnte Studenten gibt es also genug. Doch Ablehnung bedeutet nicht gleich, keinen Studienplatz zu erhalten. Die Universitäten selbst bieten alternative Möglichkeiten an, doch noch einen Platz zu bekommen.

In vielen Studiengängen gibt es nach der Vergabe der Plätze ein Losverfahren“, erklärt Baeckmann. Kümmern muss sich der Student um eine Teilnahme nicht. „Alle Bewerbungen nehmen automatisch daran Teil.“ Im vergangenen Semester seien auf diesem Weg noch 415 Bewerber an ihre Studienplätze gekommen. Doch bei 25 000 Bewerbungen ist die Vergabe nach Los eher ein Glücksspiel als eine verlässliche Methode.

Stefan Grube aus Berlin gehört mit einem Abitur-Schnitt von 2,9 zu den mittelmäßigen Uni-Aspiranten. Festgestellt hat er das, als er im Juli 2003 die Bewerbungen für ein Studium der Kommunikationswissenschaften abschickte. „Als die Unterlagen zurückkamen und mir gesagt wurde, ich sei von 512 Bewerbern an Stelle 450 und der letzte zugelassene habe ein Abi von 1,9, war ich ziemlich deprimiert“, erzählt Stefan Grube. „Aber ich wollte unbedingt studieren, deswegen habe ich, obwohl mir alle davon abgeraten haben, den Quereinstieg probiert.“

Quereinstieg als Klassiker

Joachim Baeckmann rät allerdings vom Versuch des Quereinstiegs ab. „Er ist im Regelfall nicht realistisch, da fachlich benachbarte Studiengänge mittlerweile einen ähnlich hohen NC haben und hochschulrechtlich die Quereinsteiger den Hochschulwechslern nachgeordnet sind.“ Das bedeutet im Falle einer Absage ungewisses Warten auf den begehrten Studienplatz.

Über die ZVS werden besonders stark nachgefragte Studiengänge verteilt wie Zahnmedizin oder Psychologie“, sagt Bernhard Scheer, Sprecher der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen in Dortmund. Die Bewerbersituation bei der ZVS ist ähnlich kritisch für Abiturienten mit schlechtem Zeugnis wie eine direkte Einschreibung an einer Hochschule. „Für die bundesweiten NC-Fächer haben sich rund 74.200 Bewerber gemeldet, rund 19.000 Plätze standen zur Verfügung.“

Selbst ein Abitur mit einem Schnitt von 1,7 reicht oft nicht, um an der Wunsch-Uni immatrikuliert zu werden. „Meine Bewerbung war zwar erfolgreich, aber ich hätte in Tübingen studieren sollen. Ich wollte allerdings in Berlin bleiben. Letztendlich bekommen habe ich meinen Studienplatz dann über das Internet“, sagt die Studentin Pia Schubera aus Berlin.

Möglichkeiten für ZVS-Studenten, an die Uni in der gewünschten Stadt zu kommen, bietet der Studienplatztausch. Unter www.studienplatztausch.de findet sich die größte Datenbank für den Hochschulwechsel. „Ich war zwar in Tübingen eingeschrieben, bin aber zur Freien Universität gegangen. Zum zweiten Semester habe ich dann über die Internetseite einen Tauschpartner gefunden und einen Hochschulwechsel beantragt, mit Erfolg“, sagt Pia Schubera.

Rechtlicher Beistand

Wer durch die von den Universitäten gegeben Alternativen keinen Platz erhält, kann als zusätzliche Möglichkeit auch auf rechtlichen Beistand zurückgreifen. „Mit der Ablehnung kommen die Mandanten zu uns, und wir versuchen dann, die Universitäten auf Kapazitäten hin zu verklagen. Wir weisen nach, dass auch für Student XY noch Platz ist“, erklärt Hochschulrechtsspezialist Prof. Niels Korte aus Berlin.

(chk)
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