Forscher entdecken neue Fähigkeiten Spinnen können Fische angeln

Düsseldorf · Man kennt sie als "Hänger" unter Brücken, in Kellern oder Büschen, wo sie geduldig darauf warten, bis sich etwas in ihrem Netz verfängt. Oder als blitzschnelle Jäger, die ihre Beutetiere in Sekundenbruchteilen überrumpeln. Doch Spinnen können auch ganz anders.

Spinnen Nahaufnahme: Spektakuläre Bilder der Spinnentiere
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Spektakuläre Bilder zeigen Spinnen in Nahaufnahme

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Viele von ihnen werden nämlich, wie jetzt ein Forscherteam aus Australien und der Schweiz umfangreich dokumentiert hat, auch als Angler aktiv. Man konnte über 80 Fallberichte finden, und in fast allen holte sich der Gliederfüßer einen Fisch aus dem Wasser, der deutlich größer war als er selbst.

"Nach den Berichten, die wir ausgewertet haben, kommen Fisch fressende Spinnen auf allen Kontinenten vor", erklärt Studienleiter Bradley Pusey von der University of West Australia. Allerdings lieben die Anglerspinnen es äußerst warm: Ihr Verbreitungsgebiet liegt zwischen 40 Grad Nord und 40 Grad Süd, also nicht allzu weit entfernt vom Äquator.

Die meisten Anglerberichte stammen aus Australien und den USA, doch auch in Europa gibt es eine Art, die sich vom Fisch ernährt: die Listspinne. Sie ist nicht größer als 1,5 Zentimeter, doch das hindert sie nicht daran, sich auch mal einen doppelt so großen Stichling an Land zu ziehen. Und der wird dann nahezu komplett ausgeweidet. "Wenn sie nicht gestört werden", so Pusey, "lassen die Spinnen nur Haut, Gräten und Kopf übrig." Denn ein Fisch liefert dem Achtfüßer zu viel Energie, als dass er irgendetwas davon verrotten lassen dürfte. Es sind übrigens vor allem die Weibchen, die als Angler in Erscheinung treten. Sie brauchen das hochwertige Fischeiweiß zum Reifen ihrer Eier.

Man weiß mittlerweile von zehn unterschiedlichen Spinnenfamilien, die sich auf den Spuren von Petrus bewegen. Ihre Technik: Sie hängen mit ihren Hinterbeinen an einem Ast oder auf einem Stein, und die Vorderbeine baumeln im Wasser. Dort sitzen Sensoren, mit denen die Spinne die Schwimmbewegungen eines Fisches fühlen kann. Und dort sitzen auch Enterhaken, mit denen sich die Spinne in die schuppige Fischhaut bohren kann, um ihn an Land zu ziehen. Und den Rest kennt man auch von anderen Jagdspinnen: Der Fisch bekommt ein Gift gespritzt, das ihn ruhig stellt.

Die Fische haben gegen die Attacken kaum eine Chance, sie sind sie viel zu überrascht, weil sie ihre Feinde eher im Wasser vermuten. Doch in seltenen Fällen kommt es auch anders herum. So ist der Schützenfisch aus den tropischen Brackwässern dafür bekannt, dass er mit einem gezielten Wasserstrahl seine Beute von den Blättern und Ästen herunterschießt. Darunter sind auch immer wieder Spinnen, und auch die werden davon völlig überrumpelt, weil sie ihre Feinde eher von oben vermuten. Der Überraschungseffekt gehört eben zu den Pluspunkten im Überlebenskampf.

(RP)
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