Dornfinger breitet sich aus Giftspinnen am Rhein

Düsseldorf (RP). Winzig klein ist der Dornfinger, doch seine Bisse sind nicht zu unterschätzen. In Düsseldorf und Remscheid klagten bereits Betroffene über heftige körperliche Reaktionen nach dem Kontakt mit dem giftigen Netzbauer.

Ein kleiner Giftzwerg sorgt für große Aufregung: Der Dornfinger, eine giftige Spinnenart, treibt sein Unwesen in den Gärten der Region. "Meine vierjährige Tochter spielte in unserem Garten in der Nähe von hohen Bambushalmen, als sie eine Spinne auf ihrem Arm bemerkte", erzählt Wolf Ströhlein aus Düsseldorf Oberkassel.

Als er das Krabbeltier von seiner Tochter wegwischen wollte, sei es auf seinen Unterarm gefallen und habe zugestochen. "Mein Arm begann zu pochen, ich hatte leichte Schweißausbrüche und Schwindelgefühle", berichtet Ströhlein.

"Das sind typische Symptome nach Dornfinger-Bissen", sagt Martin Kreuels, Biologe und Spinnen-Experte aus Münster. Auch in Remscheid musste eine Frau mit Herzrasen, Übelkeit und Schüttelfrost im Krankenhaus behandelt werden, nachdem ein Dornfinger zugebissen hatte. "Vermutlich eine allergische Reaktion", vermutet Martin Kreuels, an den sich die Betroffene per E-Mail gewandt hatte.

Anderthalb Zentimeter klein

Rund anderthalb Zentimeter klein ist ein Dornfinger. Sein meist rot-orange leuchtender Vorderleib und der gelb-grünliche Hinterleib verschaffen ihm - zusammen mit den großen Beißwerkzeugen - ein nicht sehr sympathisches Äußeres. Vor allem in hohem Gras und naturbelassenen Ecken im Garten, etwa in wild wucherndem Efeu, halten sich die Dornfinger auf.

"Wer eine solche Spinne entdeckt, sollte sie auf keinen Fall mit bloßen Händen einfangen, sondern sie mit Arbeitshandschuhen in ein Glas befördern und auf einer Wiese aussetzen", rät Kreuels. Gefährlich werden Dornfinger nur, wenn sie sich angegriffen fühlen. Dann bohren sie ihre Beißwerkzeuge tief unter die Haut und lösen damit Schmerzen, rötliche Schwellungen oder Juckreiz aus.

"Am besten die Stelle kühlen und das Gift aussaugen, indem man eine unbenutzte Spritze an der betroffenen Stelle ansetzt und aufzieht", empfiehlt Kreuels. In der Regel verschwänden die Beschwerden nach zwei bis drei Stunden. "Menschen, die zu Allergien neigen, sollten einen Arzt aufsuchen", rät Kreuels, warnt jedoch vor Panikmache. "In Südeuropa gibt es die Spinne schon lange - hier müssen sich die Menschen erst noch daran gewöhnen".

Auch in Mittel- und Norddeutschland

Dem heißen Sommer ist es wohl zu verdanken, dass die Spinnen immer häufiger auch in Mittel- und Norddeutschland auftauchen. Derzeit beginnt außerdem die Fortpflanzungszeit der Dornfinger. "Etwa 100 Eier legt ein Weibchen pro Jahr - davon überleben aber höchstens zwei, bis sie ausgewachsen sind", sagt Kreuels.

Zahlreiche Anrufe von aufgeregten Menschen bekommt der Spinnenforscher zur Zeit, die den Dornfinger im eigenen Garten vermuten. In zwei Fällen konnte er Entwarnung geben: Wilhelm Bauer aus Neuss hatte vergangene Woche 20 Spinnen aus seinem Schwimmbecken gefischt und ein Exemplar zu Kreuels geschickt. "Dabei handelte es sich um die rote Sechsaugenspinne. Die ernährt sich von Asseln und hat noch nie einen Menschen gebissen", so Kreuels. Aufatmen kann auch Christiane Daus aus Neuss, die eine ungewöhnliche Spinne in der Küche einer Bekannten entdeckt hatte.

Eine weitere giftige Spinnenart, die "Zoropsis", befindet sich derzeit ebenfalls auf dem Vormarsch von Süd- nach Nordeuropa: In Köln wurde eine Frau von einer Zoropsis gebissen. "Sie ähnelt der harmlosen Hauswinkelspinne, die jeder aus seinem Keller kennt", sagt Kreuels. Ihr Biss kann jedoch schmerzhafte lokale Hautreaktionen auslösen.

(alfa)
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