Unsersuchung an der Universität Regensburg Sex lässt Ameisen länger leben

Cambridge (rpo). Ameisenköniginnen haben ein wirkungsvolles Rezept für ein langes Leben entwickelt: Sex. Selbst wenn der Partner unfruchtbar ist, erhöht sich die Lebenserwartung der Insektenweibchen um bis zu 50 Prozent.

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Das haben Biologen von der Universität Regensburg entdeckt. Wieso Sex den Königinnen so gut tut, wissen die Forscher noch nicht - sie vermuten jedoch, dass die Männchen mit ihrem Samen auch Substanzen weitergeben, die im Körper der Weibchen Schutzmechanismen gegen freie Radikale aktivieren. Alexandra Schrempf und ihre Kollegen beschreiben ihre Untersuchung in der Fachzeitschrift "Current Biology" (Bd. 15, S. 267).

Die meisten Insektenweibchen erhalten beim Geschlechtsverkehr neben dem Sperma des Männchens mit der Samenflüssigkeit noch ganz besondere Paarungsgeschenke. Das können Nährstoffpakete sein, die die Weibchen bei Kräften halten sollen, oder Substanzen, mit denen beispielsweise der Eisprung ausgelöst wird. Doch nicht alle diese Geschenke sind gesund für die Insekten: Manche Männchen übertragen der Partnerin auch Substanzen, die ihre Lebenserwartung verkürzt, ihr die Lust auf eine erneute Paarung nimmt oder langfristig ihre Fruchtbarkeit einschränkt.

Bei den tropischen Ameisen Cardiocondyla obscurior ist genau das Gegenteil der Fall, beobachteten die Forscher aus Regensburg. Hier bekommen die Königinnen bei der Paarung offenbar etwas mit, das sie lange fit hält, ihre Fruchtbarkeit verbessert und ihre Lebenserwartung erhöht: Nach der Paarung mit einem gesunden Männchen legten die Königinnen dreimal so viele Eier und lebten mit 26 Wochen um die Hälfte länger als jungfräuliche Königinnen. Der lebensverlängernde Effekt trat auch dann ein, wenn die Samenzellen der Männchen vor der Paarung durch Strahlung abgetötet wurden - ein für die Forscher unerwarteter Befund, da sich Fruchtbarkeit und Lebenserwartung nach der gängigen Theorie gegenseitig beeinflussen sollten.

Die Wissenschaftler vermuten, dass die Samenflüssigkeit der Ameisenmännchen Stoffe enthält, die die Produktion von Antioxidantien im Körper der Königinnen ankurbeln und sie so vor der schädigenden Wirkung freier Radikale schützen. Dabei profitieren sowohl Männchen als auch Weibchen von einem längeren Leben der Königin. Ameisenköniginnen paaren sich nämlich nur ein einziges Mal während ihrer Jugend und lagern die empfangenen Samenzellen für den Rest ihres Lebens in ihrem Körper. Erst lange nach der eigentlichen Paarung verwenden sie dann das Sperma, um ihre Eier zu befruchten und weibliche Nachkommen hervorzubringen. Da Männchen aus unbefruchteten Eiern schlüpfen, sind Töchter die einzige Chance für den Vater, seine Gene weiterzugeben.

(afp)
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