Düsseldorf Vokale haben großen Einfluss auf unsere Gefühle

Düsseldorf · Tod, Not, Kot - Begriffe mit angsteinflößendem Inhalt haben oft ein o als Vokal. Schöne Worte hingegen eher ein langes i: Liebe, Lied und Sieg. Zufall? Wohl eher nicht, wie jetzt Wissenschaftler der Universitäten in Erfurt und Köln ermittelten.

Ein Forscherteam um Ralf Rummer von der Universität Erfurt versetzte 78 Testpersonen in zwei gegensätzliche Stimmungslagen. Für gute Laune sorgte der Trailer zu "Ice Age 3" und für Traurigkeit die Einstiegsszene des Films "Der Bär", in der ein Jungbär seine Mutter verliert. Danach wurden die Probanden gebeten, sich zehn Kunstwörter - also Wörter ohne nachvollziehbaren Inhalt - auszudenken und laut auszusprechen. Das Ergebnis: Die Probanden verwendeten bei guter Laune deutlich mehr Wörter mit einem langen i, während sie in negativer Stimmung eher das o in ihr Vokabular einbauten.

In einem weiteren Experiment ließ man knapp 150 Probanden beim Betrachten von Cartoons im Sekundentakt immer wieder ein i oder ein o aufsagen. Daraufhin entwickelten die i-Sprecher deutlich mehr Fröhlichkeit als die o-Sprecher.

Die Beziehung von Vokalen und guter Laune funktioniert also in beide Richtungen. Gute Laune steigert nicht nur die i-Frequenz; man kann sich auch selbst in gute Stimmung bringen, wenn man mehr "Bienen" und "Trieb" anstatt "Drohnen" und "Sog" in seine Sätze einbaut.

Als Erklärung für diesen Effekt vermuten die Wissenschaftler, dass beim langen i im Gesicht des Sprechenden der Zygomaticus Major mobilisiert wird - ein Muskel, der sonst beim Lächeln und Lachen aktiv wird und entsprechend positive Gefühle im Gehirn auslöst. Beim o hingegen ist eher der Gegenspieler dieses Muskels aktiviert, der Orbicularis Oris: Er macht das Lachen und Lächeln praktisch unmöglich und drückt dadurch auch auf die Laune.

Die Wirkung der Mimikmuskeln auf die Stimmungszentren im Gehirn bezeichnen die Forscher als "Facial Feedback".

Bleibt festzuhalten, dass beim Sprechen nicht nur der Klang, sondern mitunter auch der Inhalt eine Rolle spielt. So stehen "Griesgram" und "Miesepeter" nach wie vor für schlechte Laune, und ein dickes "Lob" wird weiterhin die Menschen glücklich machen, auch wenn es ähnlich klingt wie "grob".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort