Komet 67P/Tschurjumov-Gerasimenko So landet die Sonde "Rosetta" auf dem Kometen

Erstmals soll eine Forschungssonde weich auf einem Kometen aufsetzen. Mit der Mission der Europäischen Weltraumagentur ESA soll Geschichte geschrieben werden. Wir erklären, wie die Landung am Mittwoch gelingen soll und was die 1,3 Milliarden Euro teure Mission bringt.

Die letzten Bilder der "Rosetta" vor der Landung
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Foto: ap

Die Landung auf Komet 67P/Tschurjumov-Gerasimenko markiert den spektakulären Höhepunkt der europäischen Kometenjägermission "Rosetta" - wenn sie denn gelingt. Denn mit "Rosetta" betreten die Wissenschaftler Neuland. "Auf dem Kometen erwartet uns eine völlig unbekannte Umgebung", sagt "Rosetta"-Flugdirektor Andrea Accomazzo von der Europäischen Weltraumagentur ESA.

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Foto: dpa, mro hpl

Nach gut zehn Jahren Reise durch das Sonnensystem hatte die "Rosetta"-Sonde mit der Landeeinheit "Philae" an Bord am 6. August ihren Zielkometen erreicht, den Wissenschaftler kurz Tschuri nennen. Dessen Erforschung könnte einen Schlüssel zum Verständnis der Entstehung von Sonne und Planeten liefern. Denn in Kometen ist ursprüngliches Material konserviert, aus dem sich unserer Sonnensystem vor 4,6 Milliarden Jahren gebildet hat. Vielleicht können die Schweifsterne sogar die Frage nach dem Ursprung des Lebens beantworten.

Bislang lief die "Rosetta"-Mission nach Plan: Die Sonde schwenkte im August in eine Umlaufbahn um Tschuri ein und umkreist seither den zweigeteilten kosmischen Brocken, dessen Aussehen ein wenig an ein Quietsche-Entchen erinnert. "Auch nach einem Jahrzehnt im All arbeitet die Sonde einwandfrei", berichtet Missions-Manager Fred Jansen. Nun allerdings steht die Landung von "Philae" bevor und damit die risikoreichste Operation der insgesamt 1,3 Milliarden Euro teuren ESA-Mission.

509.500.000 Kilometer von der Erde entfernt

Beim ausgewählte Landeplatz, der kürzlich den Namen "Agilkia" erhielt, handele es sich zwar um "relativ flaches Gelände", sagt "Philae"-Projektleiter Stephan Ulamec vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Doch die Beschaffenheit des Kometenbodens kennen die Forscher bisher nicht. "Das Aufsetzen wird eine große Herausforderung sein."

Bereits seit eineinhalb Wochen führt die "Rosetta"-Muttersonde Flugmanöver aus, um sich in die richtige Flugbahn für die Abtrennung des "Philae"-Minilabors zu bringen. Die Entscheidung, ob der Landevorgang wie geplant eingeleitet wird, soll am Mittwochmorgen zwischen 7.35 und 8.35 Uhr mitteleuropäischer Zeit fallen. Läuft alles wie geplant, wird "Philae" dann um 09.35 Uhr von "Rosetta" abdocken - in 22,5 Kilometern Höhe über dem Kometen.

Muttersonde und Lander sind zu diesem Zeitpunkt 509.500.000 Kilometer von der Erde entfernt, die Signale von dort brauchen 28 Minuten und 20 Sekunden bis zur Erde. Um 10.03 Uhr hoffen die Forscher daher auf die Bestätigung, dass "Philae" auf dem Weg zur Kometenoberfläche ist.

Auf seinem Flug folgt der Lander einer vorab im DLR programmierten Computer-Sequenz. Bahnkorrekturen sind nicht möglich, denn "Philae" ist nicht steuerbar. Nach rund sieben Stunden wird das Landegerät auf Tschuri aufsetzen: Für 17.00 Uhr sehnen die mitfiebernden Wissenschaftler in den Kontrollzentren in Darmstadt (ESA), Köln (DLR) und Toulouse (französische Raumfahrtagentur CNES) die Landebestätigung herbei.

Doch bis dahin gilt trotz der akribischen Vorbereitung das Prinzip Hoffnung. Es besteht durchaus die Gefahr, dass "Philae" bei der Landung umkippt - beispielsweise wenn der Lander in einem steilen Hang aufsetzen sollte oder eines seiner drei Landebeine ausgerechnet auf ein dicken Brocken trifft.

Im Idealfall wird "Philae" sofort nach dem Bodenkontakt zwei Ankerharpunen abschießen und sich auf der Kometenoberfläche festzurren. Zusätzlich soll eine Kaltgasdüse das Landegerät gegen die Oberfläche des Kometen drücken. Denn die Schwerkraft von Tschuri ist verschwindend gering.

Sollte der "Ritt auf dem Kometen" gelingen, würde Europa einen Meilenstein in der Raumfahrthistorie setzen - und möglicherweise auch in der Geschichte der Astronomie. ESA-Generaldirektor Jacques Dordain ist jedenfalls sicher: "Uns stehen völlig neue Entdeckungen bevor."

(AFP)
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