Persönlich Andrew Napolitano . . . verbreitete Trumps Lügen

Es war, wie so oft im Falle von Donald Trump, eine Reihe von Tweets, die die Affäre ins Rollen brachte. Am 4. März behauptete der US-Präsident, er sei kurz vor der Wahl im Trump Tower in New York abgehört worden - vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama. Beweise erbringt Trump bis heute nicht. Details lieferte vor knapp einer Woche ein anderer: Andrew Napolitano. Der libertär-konservative ehemalige Richter sagte beim US-Sender Fox, er habe aus drei verschiedenen Quellen erfahren, dass Trump tatsächlich abgehört wurde - und zwar vom britischen Auslandsgeheimdienst GCHQ. Auch diese Behauptung konnte bislang aber nicht bewiesen werden, im Gegenteil: "Keinerlei Belege" gebe es für die Vorwürfe, sagte vorgestern der Chef des FBI, James Comey. Weder seine Behörde noch das Justizministerium hätten etwas gefunden.

Die Affäre wird von Beobachtern bereits in die Nähe des "Watergate"-Skandals gerückt, der Richard Nixon in den 70ern das Amt kostete. Bislang scheint sie Trump jedoch kaum zu schaden - ganz im Gegensatz zu Napolitano. Dieser wurde von Fox jetzt aus dem Programm verbannt. Damit endet die mehrjährige TV-Karriere des 66-Jährigen aus New Jersey, der an der renommierten Princeton-Universität Jura studiert hat.

1987 war Napolitano der jüngste Richter, der jemals an den obersten Gerichtshof des Bundesstaats New Jersey berufen wurde. Acht Jahre später schied er aus, um als Juraprofessor zu arbeiten. 2000 begann seine mediale Karriere mit dem Vorsitz eines TV-Gerichts. Danach machte er bei Fox, dem rechtskonservativen Lieblingssender Trumps, Karriere, etwa mit seiner Show "Freedom Watch" und als Rechtsexperte. Trump nannte ihn erst kürzlich einen "sehr talentierten juristischen Denker". Damit ist es nun vorbei. Auf seinem privaten Blog gibt sich Napolitano bislang uneinsichtig - und sieht die persönliche Freiheit aller US-Amerikaner in Gefahr.

Marlen Keß

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort