Mubarak verweigert Rücktritt Ägypten am Rande der Explosion

Kairo (RPO). Er hat die Menschen provoziert und Ägypten an den Rand der Eskalation gebracht. Präsident Hosni Mubarak ist nicht zurückgetreten - entgegen allen Vermutungen. Doch die Demonstranten werden ebenso wenig zurückweichen wie ihr Staatsoberhaupt. Sollte das Militär nun nicht einschreiten, drohen die Proteste in blutige Gewalt umzuschlagen.

Nach dem Jubel folgt die Enttäuschung
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Kairo (RPO). Er hat die Menschen provoziert und Ägypten an den Rand der Eskalation gebracht. Präsident Hosni Mubarak ist nicht zurückgetreten - entgegen allen Vermutungen. Doch die Demonstranten werden ebenso wenig zurückweichen wie ihr Staatsoberhaupt. Sollte das Militär nun nicht einschreiten, drohen die Proteste in blutige Gewalt umzuschlagen.

Sie sind wütend und frustriert, sie halten Schuhe in die Höhe, was als Beleidigung gilt. Auch am Freitagmorgen strömten wieder zig Tausende Demonstranten auf den Tahrir-Platz in Kairo. Am ausgerufenen "Tag des Zorns" erwarten Beobachter bis zu 20 Millionen Teilnehmer bei den Protesten. Es ist eine aufgehitzte Stimmung — und niemand weiß, wann sie umschlagen wird.

"Ägypten wird explodieren", sagt Friedensnobelpreisträger Mohammed El Baradei und rief das Militär zum Eingreifen aus. Und der deutsch-ägyptische Blogger Philip Rizk berichtet, kein Ägypter sei mit der Rede des Präsidenten einverstanden gewesen.

Rede verschärft Situation

Immer wieder hatte Hosni Mubarak betont, dass das Chaos in Ägypten ausbrechen würde, wenn er zurücktrete. Doch der autokratische Machthaber ist derart vom Festhalten an der Macht geblendet, dass er die Tragweite seiner Rede vom Donnerstag nicht zu erkennen scheint. Denn gerade durch diese Ansprache, von der viele hofften, er würde nun zurücktreten, hat er die Lage noch verschärft.

Und er hat die Hoffnungen der Ägypter, endlich am Ziel ihrer Demokratisierungsbemühungen angekommen zu sein, bitter enttäuscht. Kaum einer wird die Ankündigungen des Präsidenten nach Reformen wirklich ernst nehmen. Kaum einer wird glauben, dass sich nach 30 Jahren Mubarak tatsächlich etwas ändert — wenn auch langsam, so wie es der Machthaber angeblich vor hat.

Denn Mubarak steht für die jungen Ägypter, die sich tagtäglich auf dem Tahrir-Platz versammeln, für ein altes verkrustetes System aus Korruption und Unterdrückung. Auch die Bemerkung von Vize-Präsident Omar Suleiman, die Demonstranten sollten nun nach Hause gehen, wird die Wut der Demonstranten nur noch mehr angestachelt haben.

Für Freitag kündigten sie an, direkt vor dem Präsidentenpalast protestieren zu wollen, dem Palast also, der von Mubaraks Leibgarde bewacht wird und nicht vom Militär, dass sich bisher neutral verhalten hat. Und so wachsen Befürchtungen, dass sich die Proteste in blutige Gewalt wandeln könnten.

Schlüsselrolle Militär

Wieder einmal kommt da dem Militär eine Schlüsselrolle zu. Doch was wirklich hinter den Türen Kairos passiert, weiß zurzeit niemand. Am Donnerstag noch hatte das Militär verkündet, die Forderungen der Demonstranten würden erfüllt. Und bisher haben die Führenden auch immer verkündet, keine Gewalt gegen die Protestierenden anwenden zu wollen. Da Mubarak aber nicht zurücktrat, könnte dies ein Anzeichen dafür sein, dass sich die Führung hinter den Präsidenten gestellt hat.

Auf der anderen Seite aber kündigte das Militär für Freitag eine neue Erklärung an, und der Oberste Rat des Militärs kam zu einer Sitzung zusammen. Eine Sitzung, an welcher der Präsident selbst nicht teilnahm. Beobachter glauben daher, dass die Generäle nun die Macht übernommen hätten.

Ob dies wirklich so ist, wird sich im Laufe des Tages zeigen, wenn die angekündigte Erklärung folgt. Vermutlich wird dann auch erkennbar sein, auf welche Seite sich die Armee tatsächlich gestellt hat. Sollte es die von Präsident Mubarak sein, droht Ägypten das Chaos und eine Spirale der Gewalt.

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